Bahn, Handel, Industrie: Wo 2024 Streiks drohen
Schwierige und von Streiks begleitete Tarifrunden haben das vergangene Jahr geprägt. Teils gehen sie 2024 weiter, wie bei der Bahn oder im Handel. Für rund zwölf Millionen Beschäftigte wird neu über Gehälter verhandelt: Aktionen nicht ausgeschlossen.
Kundinnen und Kunden der Bahn sind schon vorgewarnt: Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) will nach einer selbst auferlegten Friedenspflicht über die Feiertage die Streikwesten wieder aus dem Schrank holen. Vom 8. Januar an müssten sich Fahrgäste auf Streiks einstellen, hat GDL-Chef Klaus Weselsky bereits im Dezember angekündigt.
Januar: Bahn-Streiks von bis zu fünf Tagen
In der Urabstimmung hatten sich 97 Prozent der befragten 10.000 Mitglieder für längere Aktionenausgesprochen. Was "länger" bedeutet, hat der streitbare Gewerkschaftsvorsitzende auch schon verraten: nicht wochenlang, aber fünf Tage hintereinander könnten sie laut Weselsky schon dauern. Das träfe dann wieder den Fern- und Regionalverkehr, die S-Bahnen und auch einige private Betreiber.
Um das noch abzuwenden, müsste der Branchenprimus Deutsche Bahn sich bereiterklären, über eine 35- statt der gültigen 38-Stunden-Woche zu verhandeln. Das Signal dazu ist öffentlich zumindest noch nicht zu hören gewesen.
Januar: Verdi will zu Streikaktionen im Handel aufrufen
Auch im Handel konnten zum Jahresende die nun schon seit vergangenem Frühjahr laufenden Gespräche zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgeberverbänden nicht abgeschlossen werden. Ein Versuch Ende Dezember in Hamburg, für den Einzelhandel einen Pilotabschluss zu vereinbaren, gelang nicht.
Verdi will sogenannte armutsfeste Einkommen durchsetzen. Die Verbände klagen über das Geschäft. Selbst zu Weihnachten sei es nicht gerade gut gelaufen. Termine für ein neues Treffen am Verhandlungstisch gibt es auch für Bayern nicht. Zu Streikaktionen will Verdi gleich im Januar aufrufen.
IG Metall diskutiert über höhere Einkommen und Vier-Tage-Woche
Sicher nicht konfliktfrei dürfte die Tarifrunde in der größten Industriebranche laufen. Neue Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie mit bundesweit rund 3,6 Millionen Beschäftigten stehen im Herbst an. Im Juni bereits will die IG Metall ihre Forderung beschließen.
Noch ist nicht klar, ob sie dabei wie letztes Jahr bei der Stahlindustrie auch kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich erreichen will. Unter dem Stichwort "Vier-Tage-Woche" wird das diskutiert, von Seiten der Arbeitgeber aber schon heftig kritisiert. Die Branche ist gerade in Bayern vom Export bestimmt. Da läuft es nicht gerade rund. Die Unternehmen spüren aber auch schon lange den Fachkräftemangel. Das wird die IG Metall sicher nutzen, um höhere Einkommen in der Tarifrunde durchzusetzen. Dass sie dafür schon einmal ihre Mitglieder aus den Werkshallen auf die Straße holt, ist dem Tarifgegenüber durchaus bekannt.
2025: Tarifrunden von Öffentlichem Dienst und Post
Ende 2024 laufen die Vorbereitungen für gleich zwei Tarifrunden, die dann 2025 starten: Sowohl beim Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen als auch bei der Post laufen die Tarifverträge aus. Gestreikt werden darf heuer zwar noch nicht – aber im dann neuen Jahr 2025. Das träfe die Kitas, die Müllabfuhr, den Öffentlichen Nahverkehr in Bayern und die Zustellung von Briefen und Paketen – wenn denn gestreikt wird.
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