Deutsche Wirtschaft überraschend gewachsen

Entgegen der Erwartungen ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal gewachsen. Einer der Gründe: Private Konsumenten waren nicht mehr ganz so zurückhaltend mit Ausgaben. Eine Trendwende sehen Experten aber noch nicht.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet.

Auch im ersten Quartal des Jahres war Europas größte Volkswirtschaft etwas gewachsen, im folgenden war die Wirtschaftsleistung dann leicht geschrumpft. Das Minus fiel im zweiten Quartal mit 0,3 (bisher: 0,1) Prozent sogar stärker aus als angenommen, hieß es vom Statistischen Bundesamt. Zwei Minus-Quartale in Folge hätten eine technische Rezession bedeutet. Das hatten viele Volkswirte erwartet – es trat nun aber nicht ein.

Nur ein Ausreißer nach oben?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht das unerwartete Wachstum als Hoffnungszeichen. "Das ist bei Weitem noch nicht das, was wir brauchen, aber immerhin ein Lichtblick", teilte der Grünen-Politiker mit. "Die Wirtschaft zeigt sich robuster als bislang prognostiziert, die von vielen erwartete technische Rezession bleibt aus." Gleichzeitig zeige sich deutlich, dass "wir weitere Maßnahmen brauchen, das ist bei allen angekommen", so Habeck. "Investitionsanreize, Innovationsförderung und Entbürokratisierung - wir sollten hier gemeinsam agieren und den Standort Deutschland stärken."

Im dritten Quartal nahmen "vor allem die staatlichen und die privaten Konsumausgaben zu", so die Statistiker. "Unter der Last vieler Strukturschwächen sendet die Wirtschaft ein Lebenszeichen. Danke an die Konsumenten, die etwas aus der Deckung gekommen sind", kommentierte daher Alexander Krüger, Chefvolkswirt beim Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe. An eine klassische Konjunkturerholung sei allerdings weiterhin nicht zu denken.

Wirtschaft steckt in seit 2022 anhaltenden Schwächephase fest

"Das Plus im dritten Quartal dürfte ein Ausreißer nach oben sein", sagte auch Jörg Krämer von der Commerzbank. Die seit dem Frühjahr fallenden Frühindikatoren deuten laut dem Experten unverändert auf ein schwieriges Winterhalbjahr hin. Danach dürfte es wegen der Hiobsbotschaften aus der Autoindustrie und der jahrelangen Erosion der Standortqualität nur zögerlich nach oben gehen. "Für 2025 rechne ich mit einem mageren Plus von 0,2 Prozent", so Krämer.

Doch schon in der vergangenen Woche hatte es einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Konjunktur gegeben: Der ifo-Geschäftsklimaindex - der wichtigste Frühindikator für die hiesige Wirtschaft - war im Oktober nach zuvor vier Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen. "Die deutsche Wirtschaft konnte den Sinkflug vorerst stoppen", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. Eine Trendwende zum Besseren sieht Umfragechef Klaus Wohlrabe aber noch nicht. "Dazu ist es noch zu früh", betonte er.

Die Bundesbank geht ebenfalls nicht davon aus, dass sich Europas größte Volkswirtschaft am Jahresende aus der hartnäckigen Konjunkturflaute befreien kann. "Im vierten Quartal könnte die wirtschaftliche Aktivität aus heutiger Sicht in etwa stagnieren", heißt es im aktuellen Monatsbericht: "Auch wenn für die deutsche Wirtschaft derzeit weiterhin keine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, steckt sie doch nach wie vor in der seit Mitte 2022 anhaltenden Schwächephase fest."

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