Deutschlands Schulleitungen sehen sich als visionäre Reformer

Die dritte Cornelsen Schulleitungsstudie zeigt: Deutschlands Schulleitungen treiben Reformen voran – und das zum Teil bis an die rechtlichen Grenzen. Mehr als 2.000 Schulleiterinnen und Schulleiter haben an der repräsentativen Befragung teilgenommen, die das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie zusammen mit dem Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann herausgegeben hat. "Die Schulleitungen sehen sich als Akteure des Wandels. Wenn es nach ihnen ginge, wäre Deutschland schon sehr viel weiter bei der Transformation des Schulsystems hin zu mehr Autonomie, Gerechtigkeit und Zukunftsorientierung", so Hurrelmann. Unter Schulleitungen macht sogar das Wort von der "Exzellenz durch Regelbruch" die Runde. Hurrelmann führt dazu aus: "Sie sind Rebellinnen und Rebellen und nehmen sich die Freiheit, mehr Selbständigkeit für ihre Schulen zu erkämpfen." Studienleiterin Dr. Sarah Fichtner ergänzt: "Die tägliche Belastung für Schulleitungen ist enorm. Dennoch bleiben sie lösungsorientiert und blicken zuversichtlich in die Zukunft."

Schulen im Stress

Diverse Belastungen setzen Schulleitungen und Schulen unter Stress. Der Personalmangel bleibt der größte Stressfaktor für Schulen – an jeder zweiten fehlen Lehrkräfte. Ohne Quereinsteiger und Studierende wäre der Schulalltag kaum zu stemmen. Erstmals liegt die Gesundheit von Lehrkräften und Schüler:innen mit 48 Prozent auf Platz zwei der dringlichsten Schulleitungsthemen. 2023 nannten gerade einmal 24 Prozent die Gesundheit als dringliches Thema. Zudem erschweren gesellschaftliche Spannungen, etwa zunehmender Rechtsextremismus, eine demokratische Schulgestaltung.

Perspektiven für mehr Bildungsgerechtigkeit

Die große Mehrheit der Befragten hält das deutsche Schulsystem für ungerecht. 84 Prozent sagen, es lässt Menschen zurück. Doch die Befragten sehen Lösungen: 75 Prozent setzen auf das Startchancenprogramm, 73 Prozent empfehlen eine spätere Schulform-Differenzierung. 78 Prozent sehen gebundene Ganztagsschulen als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit. Und knapp acht von zehn fordern, stärker auf die Heterogenität der Schüler:innen einzugehen, um den Lernerfolg zu steigern.

Digital zu mehr Lernerfolg

Gute Nachrichten gibt es zum Thema Digitalität. Denn drei von vier Befragten sind mit der digitalen Infrastruktur ihrer Schulen zufrieden. Anders als in den Schulleitungsstudien zuvor (2022 und 2023) gehört die digitale Ausstattung nicht mehr zu den fünf dringlichsten Schulleitungsthemen. Mit 90 Prozent stimmen fast alle Befragten der Aussage zu, dass die Digitalisierung individualisierte Lernprozesse unterstützt und damit enorme Potenziale für mehr Lernerfolg birgt. KI wird für Schulleitungen in den nächsten fünf Jahren ein zentrales Thema werden. Besonders bei Lernerfahrungen (60 Prozent) und Prüfungen (55 Prozent) erwarten sie große Veränderungen durch KI.

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