E-Commerce dreht zur Jahresmitte aus dem Minus
Die ersten positiven Signale des Jahresanfangs bestätigen sich: Im Onlinehandel mit Waren schlug von einschließlich April bis Ende Juni (nicht inflationsbereinigt) ein kleines Umsatzplus von 0,2 Prozent im Vorjahresvergleich auf aktuell 19,215 Milliarden Euro zu Buche. Es ist das erste Marktwachstum seit zwei Jahren. Auf die gesamte erste Jahreshälfte gerechnet, liegen die Umsätze hingegen weiter um 1,2 Prozent unter dem Vorjahreswert bei aktuell 38,1 Milliarden Euro.
Geringere Inflationsquote
"Wir sehen die Anfänge einer Normalisierung am Markt. Die Einkommen haben die Teuerung der vergangenen Jahre – seit 2019 etwa 20 Prozent – nicht nur überkompensiert, sondern treffen nun auf eine geringere Inflationsquote", ordnet Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des bevh (Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V.), die Ergebnisse ein. "Für ein Ende der Konsumkrise ist es zu früh, da bereits die nächsten Unsicherheitsfaktoren warteten. Ob in Deutschland, Europa insgesamt oder den USA: Überall sehen wir politische Destabilisierung und geopolitische Konflikte, die eine Rückkehr zum Wachstum ausbremsen können. Dazu kommen Berichte über zahlreiche Insolvenzen, die die Menschen zum Sparen treiben."
An den Aussichten vieler Unternehmen wird sich auch nach Rückkehr der Kunden wenig ändern: "Die massiven Umsatzeinbrüche der vergangenen zwei Jahre sind nicht eingeholt, gleichzeitig melden unsere Händler weiterhin deutlich steigende Kosten für Beschaffung, Compliance, Personal und Energie. Der aktuelle Umsatztrend müsste anhalten und noch stärker ausfallen, um die Unternehmen zu tragen", so Groß-Albenhausen.
Markplätze dominante Spezies im Onlinehandel
Auffällig ist, dass aktuell die gesamte Erholung im E-Commerce von Marktplätzen getragen wird. Der Versendertyp konnte als einziger im 2. Quartal zulegen (+ 2,3 Prozent) und kommt im gesamten bisherigen Jahresverlauf auf einen Marktanteil von 55,0 Prozent. "Wir erleben eine Plattformisierung des E-Commerce: Onlineshops öffnen sich zunehmend für Hersteller oder andere Händler als Verkaufspartner und bilden sich zu Marktplätzen aus, deren Zahl und Vielfalt weiterwächst", erklärt Groß-Albenhausen. Diesen Zuwächsen stehen derzeit Rückgänge bei den Herstellerversendern (D2C-Handel) gegenüber, die im 2. Quartal 11,7 Prozent weniger über den eigenen Verkaufskanal absetzten. Multichannel-Händler generierten 1,6 Prozent weniger Umsätze über ihre eigenen Onlineshops. Hier wie auch bei den Herstellerversendern ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Anbieter vielfach auch über Plattformen verkaufen, so dass aus Unternehmensperspektive eine positivere Bilanz der E-Commerce-Entwicklung gezogen werden könnte. Die Umsätze von klassischen Onlineshops (- 0,6 Prozent) blieben nahezu unverändert.
Die ausführliche Pressemitteilung: www.presseportal.de/pm/52922/5818323