Games-Entwickler fordern besseren Arbeitnehmer-Schutz

Fast 10 Milliarden Euro setzt die Games-Industrie in Deutschland um – mehr als 30.000 Menschen sind bei Publishern, Studios, Agenturen und Medienhäusern beschäftigt. Und trotzdem gibt es bei den hiesigen Unternehmen gerade mal eine Handvoll Betriebsräte, unter anderem bei Nintendo of Europe (Frankfurt), Electronic Arts (Köln), Bigpoint (Hamburg), Microsoft (München) und seit kurzem bei Deck13 in Frankfurt.

Arbeitnehmer sind oft auf sich alleine gestellt, sobald der Arbeitgeber Stellen abbaut, Überstunden einfordert, Abteilungen zusammenlegt oder Standorte schließt. Zwar gibt es mit dem Game einen rührigen Lobbyverband im Land – der allerdings in erster Linie die Interessen der Unternehmen vertritt, die weiterhin nach Fachkräften fahnden.

Game Devs Roundtable ins Leben gerufen

Jetzt haben engagierte Games-Entwickler die Initiative ergriffen: Mit Unterstützung der Gewerkschaft Ver.di wurde der Game Devs Roundtable ins Leben gerufen. Mittlerweile liegen ausgearbeitete Leitfäden vor, wie die Angestellten bei Spiele-Entwicklern und -Vermarktern ihre Rechte wahren und durchsetzen können. Der Maßnahmen-Katalog wurde im Umfeld der Gamescom-Entwicklerkonferenz Devcom vorgestellt.

Konkret fordern die Initiatoren …

  • eine fairere Entlohnung und regelmäßige Gehalts-Anpassungen – mindestens aber einen Inflations-Ausgleich
  • die Einführung von Tarifverträgen, in denen Urlaubstage, Arbeitsstunden, Überstunden-Regelungen etc. verbindlich und einheitlich geregelt sind – auch zur Vermeidung von ‚social pay gaps‘
  • eine klare Arbeitsstunden-Regelung, die Überstunden auf freiwilliger Basis vorsieht und Crunch vermeiden soll
  • die Aufhebung von ‚Gender Pay Gaps‘, wie sie nach wie vor in der Branche üblich seien – sowie einen besseren Schutz von Opfern sexueller Belästigung
  • verbesserten Arbeitnehmerschutz mit Blick auf die Vertragsgestaltung – etwa längere Kündigungsfristen von mindestens 6 Monaten sowie Kündigungsschutz für Teams, die an staatlich geförderten Projekten arbeiten
  • mehr Transparenz hinsichtlich der Lage des Unternehmens und stärkere Einbeziehung der Beschäftigten

Ver.di positioniert sich als für die Spielebranche zuständige Gewerkschaft 

Bei der Durchsetzung dieser und weiterer Verbesserung können Betriebsräte helfen, die bereits ab fünf Angestellten gesetzlich möglich sind – das Instrument ist also nicht allein Mittelständlern und Konzernen vorbehalten.

Parallel positioniert sich Ver.di als die für die Spielebranche zuständige Gewerkschaft – und wirbt dafür, dass Entwicklerinnen und Entwickler beitreten, um ihre Rechte zu wahren. Die Monats-Gebühr für die Mitgliedschaft liegt bei 1 Prozent des Brutto-Einkommens.

www.gameswirtschaft.de/wirtschaft/games-entwickler-betriebsrat-gewerkschaft-200824/