Heimspiel: Was hat die EM dem deutschen Handel gebracht?


Schon zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat sich das IFH Köln gefragt, welche Implikationen das Sportevent auf deutsche Innenstädte hatte. Gemeinsam mit hystreet hat das IFH nach dem ersten und auch dem zweiten EM-Wochenende die Frequenzen in den Innenstädten gemessen. Fazit: Die EM sorgte für mehr Besucherströme in den Innenstädten – vor allem in den Austragungsorten. Nun ist mit dem Finale am Sonntag in Berlin das Turnier vorbei – Zeit ein Resumée zu ziehen. IGH-Geschäftsführer Boris Hedde kommentiert:

Auch während der K.O.-Runden der Fußball-EM hat es weiter mehr Menschen als sonst in die Stadtzentren der Austragungsorte gezogen. Public Viewing und Fanzones haben die Fußballinteressierten zusammen gebracht und die örtlich messbaren Besuchsfrequenzen deutlich erhöht. Durchschnittlich haben wir in den EM-Städten etwa 20 Prozent Besuchszuwachs gemessen. Es zeigt sich abermals: Events schaffen die so sehr gewünschte Frequenz.

Kommunen und lokalen Akteure nutzen das Großereignis nur unzureichend 

Gerade bei einem Mega-Event wie der Fußball-Europameisterschaft, welches mit langen Vorlaufzeiten geplant wird, erstaunt es, dass so viele Kommunen und lokalen Akteure dieses Großereignis nur unzureichend nutzen.

In Österreich und in der Schweiz schien das Ganze weitaus mehr Impact auf den Handel zu haben und die Stimmung wirkte geradezu beflügelnd.
Im EM-Austragungsland ist in der lokalen Wirtschaft wenig von einer positiven Stimmung zu spüren.

Weder in der örtlichen Werbung noch in den im Handel anzutreffenden Sortimenten findet sich die EM so wieder wie bei vorherigen Fußballturnieren – es scheint weniger wirtschaftliche Power aus der EM gezogen zu werden. 

EM bringt die Menschen in die Stadt – lokale Wirtschaft schaut zu 

Mit Blick auf die bei Fans spürbaren und dokumentierten positiven Erlebnisse, die in Zeiten von Social Media noch stärker mit dem Event transportiert werden, ist die Ausgangslage eigentlich gut. Das Großereignis setzt im Fußballland Deutschland sprichwörtlich Menschen in Bewegung und bringt sie auch in die Innenstadt. In die EM-Städte, die offiziell Fanzonen eingerichtet haben oder einrichten mussten, sind trotz der bei dieser EM erlebten Wetterkapriolen bis in die K.O.-Phase des Turniers durchgehend mehr Menschen in die Innenstädte gekommen. Zeitweise waren es pro Woche fast eine Millionen mehr Besucherinnen und Besucher.

Umso mehr verwundert es, dass nicht auch viel mehr „Nicht-EM-Städte“ Public-Viewing-Veranstaltungen realisiert haben. Einige Kommunen gaben im Austausch mit uns an, keine Public-Viewing-Events durchzuführen, weil entweder die Räumlichkeiten, Personal oder schlicht die Bereitschaft zur Haftungsübernahme fehlten.
Warum aber wurde hier auf lokaler Ebene nicht kooperiert? Gastronomie, Handel, Kultur und Kommune im Schulterschluss können nicht nur Barrieren gemeinsam lösen, sondern vor allem auch wertstiftend lokale Wirtschaft fördern.

Aus dieser Perspektive heraus wäre es wünschenswert, die nächste Event-Chance zu nutzen. Es muss dabei nicht immer ein Mega-Event sein, aber es braucht die lokale Zusammenarbeit!

Möchten wir in Deutschland Innenstädte als gesellschaftliche Zentren erhalten, gilt der Appell: Nicht zuschauen, sondern Chancen nutzen; lokal planen und kooperativ handeln!   

www.ifhkoeln.de/em-im-eigenen-land-was-hat-das-sportevent-dem-deutschen-handel-gebracht/