"Sklavenhalter": Temu auch in China in der Kritik

Am Stammsitz des Temu-Mutterkonzerns Pinduoduo (PDD) im südchinesischen Guangzhou nehmen die Proteste zu. Hunderte Händler versammelten sich vor Büros des Unternehmens, berichten chinesische Medien wie South China Morning Post. Aufgebrachte Händler drangen in das PDD-Gebäude vor und blockierten Flure.

Eine Ursache für den Frust der Demonstranten sind Maßnahmen, die Temu etwa auf Druck aus Deutschland und Europa hin ergriffen hat, um die Qualität der angebotenen Waren sicherzustellen. Sie beschwerten sich etwa über unangemessen hohe Bußgelder, die PDD ihnen aufgedrückt habe. Zudem halte die Firma oft Zahlungen zurück, um so künftige Strafen einfacher verhängen zu können. Sanktionen griffen etwa, wenn Händler Lieferfristen verpassten oder die Produktbeschreibungen nicht den Waren entsprächen. Einer der Betroffenen habe auf sein T-Shirt geschrieben: "PDD, gib mir mein hart erarbeitetes Geld zurück."

Sanktionen bei Fehlverhalten von Händlern

Eine Gruppe von Händlern habe kürzlich in einem Temu-Logistikunternehmen eine Protestaktion abgehalten, bestätigte ein Sprecher gegenüber der FAZ. Es handle sich vor allem um Kleidungsverkäufer, die auch bei einem der größten Konkurrenten, der Fast-Fashion-Plattform Shein, aktiv seien. Sanktionen seien bei Fehlverhalten von Händlern nötig, hieß es bei PDD, "um einen qualitativ hochwertigen Marktplatz aufrechtzuerhalten". Prinzipiell setze sich der Plattformbetreiber aber "für eine faire Durchsetzung und Streitbeilegung ein".

In Chinas sozialen Medien wie der Tiktok-Schwester Douyin oder Weibo riefen Beiträge über die Proteste ein großes, wenn auch geteiltes Echo hervor. PDD schütze nur die Rechte der Nutzer, war dort etwa zu lesen. Die Werbung der Händler sei mit der Realität oft nicht vereinbar. "Um es drastisch auszudrücken, die Plattformen sind Sklavenhalter", heißt es etwa. Eines Tages erhöben sich die Unterdrückten und rebellierten. Schon im Mai sollen sich Händler vor einem Temu-Gebäude zusammengefunden haben.

www.heise.de/news/Unmut-ueber-Temu-Shopping-Plattform-in-China-als-Sklavenhalter-in-der-Kritik-9822601.html