Temu-Mutterkonzern meldet astronomische Umsatzsteigerung
Temu flutet mittlerweile die Absatzmärkte weltweit, obwohl die Produkte oft qualitativ schlecht und die Klimabilanzen verheerend sind. Die EU will dem Unternehmen mit neuen Regeln beikommen. Der Mutterkonzern des Billig-Anbieters schraubt derweil Umsatz und Gewinn massiv nach oben.
Der chinesische Mutterkonzern der Billig-Shopping-Plattform Temu hat im zweiten Quartal eine Gewinnsteigerung um 144 Prozent verzeichnet. Die PDD Holding mit Sitz in Shanghai meldete einen Nettoquartalsgewinn von 32 Milliarden Yuan (rund vier Milliarden Euro). Den Umsatz konnte der Konzern demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 86 Prozent auf 97 Milliarden Yuan (rund 12 Milliarden Euro) steigern.
Katastrophale Klima- und Umweltbilanz
Zu PDD gehört der Versandhändler Pinduoduo, der in China äußerst erfolgreich ist. Temu ist das außerhalb von China aktive Pendant. Die Plattform lockt mit extremen Schnäppchen, steht aber immer wieder auch wegen schlechter Qualität, nicht erhaltener Sendungen und nicht zuletzt der katastrophalen Klima- und Umweltbilanz seiner Produkte in der Kritik.
Die Europäische Union sieht sich bereits zu Reaktionen veranlasst. Da für die Einfuhr in die EU bei Päckchen mit einem Wert unter 150 Euro bisher keine Zollgebühren fällig werden, profitieren Anbieter wie Temu enorm. Schätzungen zufolge sind im vergangenen Jahr zwei Milliarden solcher Pakete aus Drittstaaten in die Europäische Union gekommen. Um diese Flut einzudämmen, will die EU-Kommission noch in diesem Monat anregen, die derzeitige Schwelle von 150 Euro abzuschaffen, berichtete die "Financial Times" (FT) Anfang Juli.
Kritik an EU-Vorhaben auch aus Europa
Neben Temu wird damit auf AliExpress sowie der Bekleidungshändler Shein abgezielt. Die Digitalriesen kritisieren das Vorgehen. Aber auch der Verband Ecommerce Europe, zu dem unter anderem Amazon und Ebay gehören, steht der Streichung skeptisch gegenüber. Die Unternehmen befürchten Vergeltungsmaßnahmen von Handelspartnern der EU. Ein EU-Beamter warnte gegenüber der FT zudem, dass es schwierig sein könnte, die EU-Länder zur Zustimmung zu bewegen, da die neue Regelung die Arbeitsbelastung der ohnehin schon überlasteten Zollbeamten erhöhe. Handelsexperte Jörg Funder warnte zudem vor zu großen Erwartungen, sollte die Zollgrenze fallen. "Dass Konsumenten wegen ein paar Cent mehr Zollgebühren nicht mehr bei Temu einkaufen, ist illusorisch", wird er zitiert.
Gründer ist reichster Chinese
Der Gründer von PDD, Colin Huang, ein ehemaliger Angestellter von Google in China, ist mittlerweile der reichste Mann des Landes. Dem Ranking der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge besitzt der 44-Jährige ein Vermögen von 48,6 Milliarden Dollar (44,5 Milliarden Euro). Im weltweiten Vergleich der größten Vermögen liegt er demnach auf Platz 25.