Von Sibylle Dorndorf

„Wir arbeiten heute für unser Morgen.“ Das Credo des ukrainischen Spielwarenherstellers Tigres. Es sagt viel über die Mentalität der Menschen in einem Land, das tragischerweise erst durch den Angriffskrieg Putins in den Fokus der weltweiten Betrachtung gerückt ist. Weit mehr als der Getreidespeicher der Welt, war die Ukraine ein wirtschaftlich aufstrebendes, westlich orientiertes Land bis am 24. Februar 2022 die Invasion der russischen Truppen diesem Aufschwung ein Ende setzte. 13,7 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben nach Angaben des UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) seither ihr Land verlassen, 6,4 Millionen sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, um unter Gefahr für Leib und Leben und erschwerten Bedingungen am Wiederaufbau mitzuwirken, egal wie.

Eines der zahlreichen Unternehmen, die den Ukrainern eine Zukunft in Freiheit und Wohlstand sichern möchte, ist Tigres. Der Hersteller von Kunststoff- und Plüschspielwaren blickt auf eine mehr als 25-jährige Geschichte zurück. In den Unternehmenswerten sind drei unverhandelbare Codices festgeschrieben: Allen voran die Qualität; Tigres stellt Spielzeug für Generationen her. Daraus resultierend die Sicherheit, die durch internationale Zertifikate bestätigt wird. Und schließlich der pädagogische Wert der Produkte, die dem Alter und den intellektuellen Fähigkeiten von Kindern entsprechen und diese gezielt fördern. Ein Verbraucherversprechen, das gehalten werden kann: Das Unternehmen arbeitet unter anderem mit Hochleistungs-Spritzgießmaschinen der Firma Engel, verfügt über ein eigenes Designstudio und integriert alle Produktionsprozesse im eigenen Haus. Das Ergebnis: Die Produkte von Tigres stehen in Design und Qualität den europäischen nicht nach. Regelmäßig wird auch das Feedback der Zielgruppe mit in die Entwicklung von Neuheiten einbezogen. Dazu Olha Samarchuk, Head of Export Department bei Tigres: „Wir holen uns gerne die Expertise von Kindern, indem wir sie regelmäßig in unsere Produktion einladen. Die Kinder können sehen, wie ein Spielzeug entsteht – vom Entwurf bis zum fertigen Produkt und wir erhalten wertvolle und durchaus kritische Anregungen von unserer Zielgruppe.“

Das bemerkenswerte Innovationspotenzial von Tigres speist sich auch durch den Dialog mit den Studierenden unterschiedlicher Fakultäten. Der hier generierte Input reicht von innovativen Marketingstrategien bis hin zur Anregung für den Einsatz alternativer Werkstoffe. Für die ökologische Spielzeuglinie Elfiki wurden bereits bio-basierte, vollständig recycelbare Kunststoffe verwendet bevor in vielen westlichen Ländern der Nachhaltigkeitsaspekt an Bedeutung gewann. Der Werkstoff für das qualitätsvolle Lernspielzeug ist ganz natürlich erneuerbar, im konkreten Fall mit Zuckerrohr. CO2-Emissionen und langfristig auch der ökologische Fußabdruck werden nachhaltig reduziert. „Tatsächlich“, so Olha Samarchuk, „binden Zuckerrohre beim Wachstum mehr CO2 als die Produktion des Rohstoffs selbst verursacht. Das Ergebnis sind Spielzeuge, die nachhaltig, ungiftig und zu 100 Prozent recycelbar sind.“ Mit ihrem zeitlosen Design eignet sich die Öko-Spielzeugserie vor allem auch für den Bildungs- und Vorschulbereich. Die Puzzles, Sortierer, Dominosteine und eine formschöne Pyramide fühlen sich haptisch angenehm an. Alles ist in einer pastellzarten Farbgebung gehalten und für Kinder ab einem Jahr geeignet.

Bemerkenswert für die Produktion unter widrigsten Umständen ist unter anderem auch das ausgeklügelte Abfallmanagement von Tigres und das Streben des Unternehmens nach nachhaltigem Wachstum. „Tigres ist bereit für die Zukunft, für neue Märkte und Expansion“, so Exportchefin Olha Samarchuk, die exzellent Deutsch und Englisch spricht. Die Frage, wie das konkret aussehen könne, beantwortet sie mit einem klaren Statement: „Wir würden uns gerne stärker auf dem europäischen, britischen und amerikanischen Markt engagieren. Um das zu erreichen, möchten wir mit Einzel- und Großhändlern in Kontakt treten, um unsere Marken vorzustellen und in einen kreativen Austausch über unser Programm zu treten.“ Auch auf der Spielwarenmesse 2023 war Tigres vertreten – und das nicht zum ersten Mal. Mit der Resonanz ist Olha Samarchuk sehr zufrieden. Um die in Nürnberg gewonnenen Kontakte zu vertiefen, ist ihr wichtig, zu betonen, dass bei Tigres trotz des russischen Angriffskrieges und seinen Auswirkungen weitergearbeitet und produziert wird. „Alle unsere Kapazitäten befinden sich im Westen der Ukraine, wo die Lage ruhig genug ist, um zu produzieren. Und was die Lieferungen betrifft: Wir haben ein Lager in Polen, unsere Nachbarn helfen uns, konstant lieferfähig zu bleiben.“ Schon jetzt arbeitet Tigres bereits mit bekannten Einzel- und Großhändlern in ganz Europa und Großbritannien zusammen und freut sich auf weitere Kontakte.

Über die Autorin

Sibylle Dorndorf schreibt seit fast 30 Jahren über die Spielwarenbranche, zuletzt war die Fachjournalistin Chefredakteurin der TOYS-Magazinfamilie im Göller Verlag, Baden-Baden. Ihre Passion: Unternehmen, die sich neu erfinden, Marken, die sich glaubwürdig positionieren, Menschen, die etwas zu sagen haben und Produkte mit Zukunft.