Im Formel 1-Fieber: Carrera, Hot Wheels und Lego

So erobert die Königsklasse des Motorsports Hobbyraum und Kinderzimmer

In wenigen Wochen startet die neue Formel-1-Saison für 2025 und im Sommer kommt der Spielfilm „F1“ ins Kino. Doch die Faszination des Motorsports startete schon Anfang des Jahres auf der Spielwarenmesse in Nürnberg durch. Denn der Wettbewerb der schnellen, schönen und innovativen Autos begeistert alle Generationen. Dieses Jahr spielt das Thema unter anderem bei Lego und Hot Wheels eine herausragende Rolle.
 

Wer 2025 die Weltmeisterschaft in der Formel 1 holt? Das entscheidet sich in der neuen Saison, die am 16. März mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne beginnt. Ganz vorn in der Königsklasse des Rennsports wollen diesmal aber auch Teams aus Dänemark und den USA fahren – und zwar mit Miniaturen der Rennautos aus Klemmbausteinen und Metall: Lego hat eine umfangreiche Kooperation mit der Formel 1 gestartet. Die Bandbreite der Sets reicht vom Duplo-Auto über Baukästen im Maßstab passend zu den Minifiguren bis zu aufwendigen Technic-Modellen.

Rennbahn-Action von Mattel und Carrera

Auch bei Hot Wheels von Mattel spielt die Formel 1 in diesem Jahr eine zentrale Rolle. 16 neue Miniaturen der F1-Renner kommen 2025 auf den Markt, jeweils acht davon in der zur Rennbahn kompatiblen Linie Hot Wheels Basic sowie in der auf Sammler ausgerichteten Linie Hot Wheels Premium. Bei Rennbahn-Hersteller Carrera haben die Grand-Prix-Rennwagen sowieso Tradition. Aber diesmal sieht man auch bei dem Salzburger Unternehmen, dass die Formel 1 ein besonders wichtiger „Trend für Toys“ sei. Entsprechende Sets kommen bis Sommer heraus – passend auch zur Premiere des neuen Kinofilms „F1“ mit Brad Pitt in einer Hauptrolle und Formel-1-Superstar Lewis Hamilton als Produzent.
 

"Build The Thrill" mit Lego

„Zum ersten Mal werden durch diese Partnerschaft alle zehn Formel-1-Teams Teil des Lego Produktportfolios“, freut sich Dan Squirrel , Designer des Traditionsherstellers aus Billund. Bausteine und Rennsport passen gut zusammen, erläutert der Experte: Hier träfen die Magie des Spiels, die Faszination am Wettbewerb mit seiner ausgeprägten Fankultur und die Innovation der modernen Rennsporttechnik zusammen. Das ist eine spannende Mischung für alle Altersgruppen, ist man sich bei Lego sicher. Und interaktive Angebote unter dem Motto „Build the Thrill“ sollen der zunehmenden Digitalisierung gerecht werden.
 

„We Love Racing“ bei Carrera

Echte sportliche Duelle mit Rennwagen oder Sportwagen im Kleinformat: Die liefern sich Fans weltweit mit spurgeführten elektrischen Autorennbahnen beim Slotracing. Die Vielfalt der Spielwelt ist immens, sie reicht vom Einstiegsset für Kinder bis zu anspruchsvollen Rennstrecken für Wettbewerbe auf Profi-Niveau mit individuell optimierten Fahrzeugen. Seit den 1960er-Jahren gehört Carrera zu den bekanntesten Marken im Segment. Seit 2021 gehört die Traditionsmarke zur Carrera Revell Group. Mit dem neuen Claim „We love Racing“ und dem Ende 2024 verkündeten Rebranding richtet sich Carrera gleichermaßen an Kidults wie an jüngere Zielgruppen. Die Strategie passt zur technischen Entwicklung der Rennbahnmarke, die stark auf Schnittstellen zwischen dem realen Spielerlebnis und digitalen Welten setzt. Dafür stehen Innovationen wie die Carrera Hybrid mit KI-Technologie, aber auch die dynamisch wachsende Reichweite in Social Media mit Kanälen wie Youtube und Threads.
 

Nah dran an den Vorbildern 

Um die Begeisterung der verschiedenen Altersgruppen am Motorsport erfolgreich ins Spielzeug zu übertragen, schauen Hersteller wie Lego ganz genau hin. Dan Squirrel erklärt, wie die Klemmbausteinmodelle im engen Dialog mit den echten Rennteams entstehen: „Bei der F1-Kollektion war der Prozess sehr intensiv: Wir haben regelmäßig Ideen ausgetauscht, verschiedene Versionen der Modelle präsentiert, Details optimiert und die Designs so lange überarbeitet, bis alle mit dem Ergebnis rundum zufrieden waren.“ Unterschiede gab es dabei je nach Linie: Für Lego City beispielsweise wurden die Fahrzeuge zunächst im passenden Maßstab als Spielzeuge entwickelt und dann gemeinsam mit den Rennteams die Details gestaltet – um „die Essenz einzufangen“ von Marken wie Williams, Ferrari und McLaren. Bei den Speed Champions Sets hingegen habe stets das konkrete Auto im Mittelpunkt gestanden. „Unser Ziel war es, die Fahrzeuge mit dem Lego Bausystem so originalgetreu wie möglich nachzubauen und gleichzeitig die charakteristischen Merkmale bis ins kleinste Detail wiederzugeben“, sagt der Designer.
 

Die Kunden schätzen das Engagement der Hersteller

Wenn viel Arbeit in Modelle oder Spielzeuge mit Vorbildern aus dem Motorsport fließt, wissen das die Kunden zu schätzen. Das zeigt unter anderem der Wettbewerb „Modellfahrzeug des Jahres“, dessen Sieger für 2024 die Fachzeitschrift Modell Fahrzeug Ende des Jahres verkündet hat. Regelmäßig gewinnen hier Rennwagen, Rennsportwagen, Rallyefahrzeuge und weitere Miniaturen aus der Welt des Motorsports in den verschiedenen Kategorien. Die Vorbilder stammen häufig aus klassischen Epochen – so wie der Gesamtsieger „Supermodell des Jahres 2024“, ein Bausatz des Mercedes-Benz 300 SLR „Uhlenhaut-Coupé“ im Maßstab 1:8 von Le Grand. Wirtschaftlich ist das Marktsegment der hochwertigen Modellfahrzeuge attraktiv. Die Fachzeitschrift nennt auf Grundlage der eigenen Marktforschung ein durchschnittliches Budget von mehr als 1.200 Euro im Jahr für neue Autominiaturen unter den eigenen Lesern.
 

Begeisterung bei einer jungen Zielgruppe

Interessant für Lego ist das Thema Formel 1 unter anderem wegen der großen Reichweite des Vorbilds über verschiedene Generationen und Länder hinweg. „Die Formel 1 begeistert ein immer jüngeres Publikum“, sagt Lego-Designer Squirrel, „allein in der EU und in den USA verfolgen mehr als vier Millionen Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren den Sport“. Gleichzeitig stehen für Lego aber auch die klassischen Werte des Konstruktionsspielzeugs im Fokus der neuen Partnerschaft: Das dänische Unternehmen wolle „Familien durch gemeinsames Spielen und Bauen zusammenzubringen“ und gleichzeitig „die Leidenschaft für den Motorsport auf innovative Weise erlebbar“ machen.
 

Trend-Thema mit langer Tradition

Motorsport ist ein Trend-Thema im Spielzeug, aber gleichzeitig gibt es dafür eine sehr lange Tradition. Berühmt sind beispielsweise die Blechspielzeugautos von Schuco, die als Linie „Studio“ seit 1936 vertrieben wurden und bis Anfang der 2020er-Jahre hinein erhältlich waren. Die Tradition von Motorsport-Modellen im Blechspielzeug-Segment halten unter anderem Marken wie Kovap und Metallbaukastenhersteller Merkur (beide Unternehmen kommen aus Tschechien) lebendig. Vorbild für die erste Schuco-Studio-Miniatur mit Aufziehmotor, funktionierenden  Lenkung und Differenzial an der Hinterachse war in den 1930er-Jahren der Mercedes-Benz Grand-Prix-Rennwagen W 25. Er begründete die Tradition der „Silberpfeile“ der Marke mit dem Dreizack-Stern. In der aktuellen Formel 1 ist Mercedes nach wie vor dabei – und das Markenzeichen auch auf Lego-Miniaturen zu sehen. 
 

Award Ceremony auf der Spielwarenmesse in Nürnberg

Model Car Hall of Fame - Seit 15 Jahren bringt die Model Car Hall of Fame Modellauto-Enthusiasten aus der ganzen Welt zusammen, um die Besten dieses Hobbys zu feiern. Der Höhepunkt der jährlichen Aufnahme in die Modell Car Hall of Fame fand erstmals auf der Spielwarenmesse statt. Die Preisverleihung 2024 ehrte am 30. Januar 2025 herausragende Menschen, Unternehmen und Modelle, die im Vorjahr das Hobby prägten.

Zu den Preisträgern 2024

Zur Award Ceremony 2025

Über den Autor Peter Thomas:

Geschichten über Technik und Menschen erzählen: Das fasziniert den Journalisten, Autor, Kulturwissenschaftler und Dozenten seit mehr als 30 Jahren. Technisches Spielzeug steht dabei immer wieder im Fokus, vom Baukasten bis zu interaktiven digitalen Lernspielzeugen. Nach Studium und Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität schreibt Peter Thomas für Tageszeitungen, Magazine und Unternehmenspublikationen im deutschen und englischen Sprachraum. Seine Schwerpunkte neben der Welt des Spiels sind Mobilitäts-, Sicherheits-, Energie- und Medizintechnik.

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