Ultra Comix meets Masters of the Universe

Eine Ausstellung zeigt vom 25. Mai bis 9. September Raritäten für MotU-Fans

Von Sibylle Dorndorf

Die Faszination der Superhelden – wo wäre sie unmittelbarer spürbar als im Ultra Comix? Von außen betrachtet schon (k)ein ganz normaler Laden, vielmehr ein Melting-Pot für Menschen mit Leidenschaften – und von Mai bis September das Mekka für MotU-Enthusiasten. 

Es ist allgemein bekannt, dass bei Superhelden meistens alles ganz normal anfängt: Zuerst ist man ein Student unter vielen, dann wird man von einer Spinne gebissen und kämpft schließlich als Superheld im blau-roten Latex-Dress gegen das Böse. Stefan Trautner und Stefan Will ging es ähnlich. Beide führten ein überschaubar normales Leben bis die begeisterten Comic- und Mangafans und leidenschaftlichen Spieler aus ihrer Passion eine Geschäftsidee machten. Das machte sie zu Superhelden des Nicht-Alltäglichen im UC-Universum. Ihr Mantra: Ihr sucht das außergewöhnliche, spannende Spiel? Ihr seid leidenschaftliche Cardgamer? Ihr wollt untertauchen in fremden Welten? 

Destination Ultra Comix

Eine Reminiszenz an die Kindheit

Willkommen in der Parallelwelt gleich nebenan. In der Vorderen Sterngasse in Nürnberg finden Kidults, Pop-Enthusiasten, Geeks, Gamer und ewig Suchende auf zirka 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche und in drei Etagen alles, was man sich im Zusammenhang mit Comic, Manga, Fantasy und Spielen denken kann. Ab 25. Mai lohnt sich ein Trip in die Frankenmetropole doppelt. Die vom Ultra Comix, in Gestalt von Stefan Trautner und Leon Will sowie dem MotU-Sammler Patrick Hutter, liebevoll kuratierte Ausstellung Masters of the Universe öffnet ihre Pforten. Stefan Trautner und Leon Will haben sich als kundige Wanderer zwischen den Welten erwiesen: „Ich bin zu alt und Leon ist zu jung“, konstatiert Trautner. Aus der jeweiligen Altersdistanz betrachtet sind er und Stefan Wills Sohn Leon damit ideale Sparringspartner. Die MotU’s der ersten Stunde und Fans von heute sind zwischen 35 und 50. 

Wie alles begann

All jene, die sich nur noch dunkel an die Faszination der Helden um He-Man erinnern, katapultiert die UC-Zeitmaschine kurz in die Vergangenheit. Szenenwechsel: 

Roger Sweet, so ist es überliefert, war der Verzweiflung nahe. Der Designer, der in den 1970er und 1980er Jahren bei Mattel tätig war, hatte den Auftrag, mit seinem Kollegen Mark Taylor eine neue Spielzeuglinie zu entwickeln. Weihnachten stand vor der Tür und weder Sweet noch Taylor hatten eine Idee, geschweige denn einen Masterplan. Die Lage war ernst. Auf dem Konferenztisch vor ihnen standen drei Puppen im Lendenschurz. Ihre Endgegner. Und die ihres Bosses, Mattel CEO Ray Wagner. 

Der Masterplan

Unter den unerbittlichen Augen Wagners hatten Sweet und seine Kollegen bereits zig Entwürfe für neue Actionfiguren präsentiert. Für den Papierkorb. Wagner, der die neue Spielzeugreihe als Reaktion auf den Erfolg der Star Wars-Figuren von Kenner konzipiert hatte, ließ keine Gnade walten. Also hieß es improvisieren. Die drei Plastikwikinger hatte Sweet der Not gehorchend aus Körperteilen alter Puppen zusammengeklebt. Er hatte absurde Muskelberge geformt. Eine Barbarenrüstung gebastelt. Einen martialischen Weltraumhelm hatte er, so ist es überliefert, bei der "Star Wars"-Figur Boba Fett geklaut.

Der Durchbruch

Reinterpretation des Mer-Man, der Mondo Motubi Mer-Man (Mitte)

Roger Sweet und Mark Taylor gaben nicht auf. 1982 war es soweit: Eine wilde Gang von Plastikmuskelprotzen stürmte die Kinderzimmer. Sie hießen He-Man, Stinkor und Man-E-Faces. Fünf Jahre lang beherrschten die Masters of the Universe die Wunschlisten der Kids und die Regale in den Spielzeugläden – doch plötzlich war die wilde Horde wie vom Erdboden verschluckt. 

Veni, Vidi, Vintage 

Hire and fire – das war das Amerika der 80er Jahre. Die Masters of the Universe der ersten Stunde, heute „Vintage“ genannt, liefen von 1981 bis 1987 wie geschnitten Brot. Wagners Rechnung war aufgegangen: Die Linie war ein gigantischer Erfolg und generierte weltweit eine riesige Fangemeinde. Aber es kam noch besser: Die ursprünglichen Masters of the Universe wurden von 1983 bis 1985 von einer TV-Animationsserie mit zwei Staffeln und fünfundsechzig Episoden begleitet. Der Clou: Zu jeder Figur gab es einen Mini-Comic. 

Kunst trifft Comic

Damit kam die Kunst ins Spiel. Die Comics wurden von Alfredo Alcala, einem philippinischen Comiczeichner, Cartoonisten und Maler, gezeichnet. Die künstlerische Gestaltung der ersten Verpackungen übernahm kein Geringerer als Rudy Obrero. Obreros Karriere begann mit der Gestaltung von Filmplakaten wie „Never Say Never Again“ (James Bond) und „The Postman Always Rings Twice“. Seine unverkennbare Handschrift zeichnete die frühe Verpackungskunst von Masters of the Universe. Unvergessen der erste Battlecat, Wind Raider und das Classics Castle Grayskull. Rudy Obreros Name ist Legende. Der heute über 80-jährige war der Styleguide-Künstler für eine Reihe renommierter Filme, darunter E.T., Peter Pan und The Mummy Returns.

Ein Selbstversuch

Eine Seltenheit: Masters of the Universe He-Man Schloss Grayskull

Die Masters of the Universe waren für Mattel eine Art Selbstversuch. Sie wurden von Anfang an von Animationen, Animationsfilmen und Specials begleitet und revolutionierten damit die Art und Weise, wie Spielzeug, Comic Art und Animation zusammenwirkten. 

Aber auch hier galt: Man soll nicht nach den Sternen greifen. Der Realfim von 1987 blieb hinter den Erwartungen zurück, aber avancierte zum Kultklassiker für die riesige und ständig wachsende Fangemeinde.

Das Comeback

Im Laufe der Jahre wurde Masters of the Universe immer wieder neu aufgelegt und interpretiert, sowohl als Sammler- und Spielzeugreihe als auch animiert in verschiedenen Zeichentrickserien. Bemerkenswert sind sowohl die zwischen 2002 und 2007 erschienene „200x“-Spielzeugserie, die von einer Animationsserie in einem eigenen, realistischeren Stil begleitet wurde.

Die bei Sammlern begehrte exklusive Produktlinie „Classics“ gilt bis heute als Highlight. 

Das Revival

In den letzten Jahren erlebte MotU einen neuen Aufschwung: Zwei Animationsserien wurden auf Netflix veröffentlicht. Eine Spielzeugvariante, die „Origins“, wurde aufgelegt. Sie entspricht dem heutigen Geschmack, spiegelt aber die Originalspielzeuge wider. Die „Masterverse“-Linie mit ihrem unverkennbaren Verpackungskonzept nimmt den Faden der Kunst wieder auf. Viele der neuen Masterverse-Verpackungen wurden künstlerisch von Simon Eckert erstellt.

Und wenn die Gerüchte stimmen, wird Amazon in nicht allzu ferner Zukunft einen Realfilm veröffentlichen.

Die Ausstellung

Echte Kostbarkeiten für MotU-Fans

Es ist ein Ritterschlag fürs Ultra Comix. Das Who is Who der MotU-Szene, Künstler, Sammler und Fans treffen sich von Mai bis September, um Masters of the Universe zu feiern und in die Welt ihrer Helden von einst und jetzt einzutauchen. Begonnen hat alles durch einen Zufall: „Wir konnten ein Konvolut an alten, hochwertigen Sammelfiguren erwerben, die wir im Rahmen der Ausstellung auch zum Verkauf anbieten werden“, freut sich Stefan Trautner. Unter den knapp 80 MotU-Exponaten sind echte Raritäten, deren Preis schon mal im vierstelligen Bereich liegt, verrät er. Peanuts für Superhelden. Echte Leidenschaft hat ihren Preis. 

Ultra Comix Exhibition: Masters of the Universe

  • Ultra Comix Galerie G5, Grasersgasse 5, 90402 Nürnberg
  • 25. Mai bis 9. September 2024
  • geöffnet an Werktagen von 12 Uhr bis 18 Uhr 

Zu sehen sind Kunstwerke von bekannten sowie Nachwuchs-Künstlern, Dioramen, Statuen und weitere Überraschungen von Privatsammlern. Einige Künstler werden im Laufe der Ausstellung vor Ort sein. 

Weitere Informationen

Über die Autorin:

Sibylle Dorndorf schreibt seit fast 30 Jahren über die Spielwarenbranche, zuletzt war die Journalistin Chefredakteurin der TOYS-Magazinfamilie im Göller Verlag, Baden-Baden. Ihre Passion: Unternehmen, die sich neu erfinden, Marken, die sich glaubwürdig positionieren, Menschen, die etwas zu sagen haben und Produkte mit Zukunft.

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