Sneak Preview: Das Blockbusterjahr 2025

Zwischen Kunst und Kommerz: Filme befeuern den Lizenzmarkt

Vom Spielwarenmesse eG Autorenteam

Entweder Filme werden zum Kassenschlager – oder ins Genre Kunst eingeordnet. Beides geht nicht. Oder doch? Barbie – der Film beantwortete diese K-Frage, indem er den schmalen Grat zwischen beißender Satire und kommerziellem Interesse mit Bravour meisterte. Sagenhafte 1,36 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 1,26 Milliarden Euro, spielte der Blockbuster ein – und avancierte damit zur umsatzstärksten Veröffentlichung des Jahres 2023. 

Funktionieren Filme als Spiegel der Gesellschaft? In der Filmsoziologie gesteht man durchaus ein, dass ein Film neben dem reinen Unterhaltungszweck eine bestimmte Botschaft oder ein Ideal vermitteln soll. Filme, gerade Blockbuster, sind immer Produkte ihrer Zeit. Die enge Beziehung zwischen Film und Gesellschaft ist also keine überintellektualisierte Hypothese. Allein stellt sich die Frage: Wie weit können Blockbuster gehen, wenn ein internationaler Lizenzmarkt und gigantische Budgets involviert sind?

Hexen und Superhelden im Kampf gegen die Propagandamaschine

Bereits Ende letzten Jahres lief der erste Teil der Musicalverfilmung „Wicked“ im Kino. Regisseur Jon M. Chu bringt den amerikanischen Broadwayhit auf die Leinwand. Das Prequel zu „Der Zauberer von Oz“ ist aufgeteilt in zwei Teile, wobei schon der erste Teil, mit einer Laufzeit von 2 Stunden und 40 Minuten, deutlich über der Dauer des Musicals lag. Diese Zeit wurde nicht nur für spektakuläre Musicalnummern genutzt, in denen sowohl Ariana Grande als auch Cynthia Erivo mehr als glänzen konnten. Vielmehr wird hier ein Aspekt aus den Büchern, der in der Bühnenversion etwas zu kurz kommt, näher beleuchtet: Die Propagandamaschine des Zauberers, mit welcher die Tiere – sie können sprechen und sind zum Beispiel als Professoren an der Universität beschäftigt – und schließlich auch Elphaba selbst, für die Probleme der Menschen verantwortlich gemacht werden. Selbstverständlich kann man diesen Film einfach nur konsumieren, sich bequem in den Kinosessel kuscheln und seinen Kopf ausschalten. Aber es geht auch mehr. Es bleibt abzuwarten, wie mutig der zweite Teil agiert, wo doch Wicked schon jetzt mehr Merchandise-Artikel verkauft hat als Barbie im letzten Jahr. 

Kommen wir zum neuen Teil von Captain America. Das MCU (Marvel-Cinematic-Universe) hatte in der Vergangenheit mit zwei polarisierenden Vorwürfen zu kämpfen. Zum einen: Die Filme seien purer Eskapismus. Sogar die Regielegende Martin Scorsese verglich die Filme in einem oft zitierten Interview mit Freizeitparks. Zum anderen wurden Stimmen laut, die der Captain America-Reihe unterstellten, reine Militärpropaganda zu sein. Ein Superheld mit dem Namen „Captain America“ steht auf erdenklich schlechtem Posten, um sich gegen solche Vorwürfe zu wehren. Es hat gedauert, bis Anthony Mackie reagierte und begann, über die eigene Rolle im politischen Geschehen (im fiktiven MCU) zu reflektieren. Der Titel des 2025 anlaufenden Films wurde entschärft und vom angekündigten „Captain America: New World Order“ zu „Captain America: Brand New World“ geändert. 

Die Wissenschaftsethik der Dinosaurier

Schon 1993 hatte Steven Spielberg mit dem Konzept der Wissenschaftsethik gespielt, als er für seine Filmreihe „Jurassic Park“ Dinosaurier klonen ließ. Die Antwort auf die Frage, wie weit Wissenschaft gehen darf, endete im spektakulären Desaster. Während damals die Faszination der bahnbrechenden digitalen Effekte, die die Dinosaurier auf der Leinwand wieder auferstehen ließen, die wirkliche Auseinandersetzung mit dem moralischen Dilemma überschattete, hatte die Neuverfilmung im Jahr 2015 deutlich weniger Interesse, sich überhaupt damit zu beschäftigen. Es bleibt abzuwarten, ob das Wissenschaftlerteam in „Jurassic World: Wiedergeburt“, diesmal angeführt von Scarlett Johansson, 2025 aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. 

Eskapismus im Kinderzimmer?

Nicht erst die Minions haben bewiesen, dass Kinderfilme die globalen Lizenzmärkte befeuern und auf der Metaebene auch erwachsene Zielgruppen mit ihrer Botschaft ansprechen. Wie viel Sendungsbewusstsein verträgt also ein Kinderfilm? Die Frage steht im Raum. Der Vorhang öffnet sich für Dog Man. Ein weiterer Superheld, diesmal ein Hybrid aus Mensch und Hund. (Ja, richtig gelesen!) Nach einer missglückten Bombenentschärfung rettet eine unkonventionelle Operation einem Polizisten und seinem Hund das Leben. Im Film „Dog Man: Wau gegen Miau“ kämpft der titelgebende Superheld dann gegen eine, im Original von Comedian Pete Davidson gesprochene, Schurkenkatze. 

Für Märchenliebhaber hat Disney immer etwas im Angebot: Die Realverfilmung von „Schneewittchen“. Sie musste im Vorfeld viel Kritik einstecken. Stein des Anstoßes war die Darstellung der Zwerge durch kleinwüchsige Menschen. Wenn man die Behind the Scenes Debatte und die Tatsache, dass Disney als Reaktion auf den Shitstorm die sieben Zwerge kurzerhand animiert hat, vor dem Kinosaal lassen kann, erwartet einen alles, was die Magie eines Disneyfilms ausmacht. 

Für Tierfreunde kommt „Zoomania 2“ ins Kino. Wieder wurden – wie beim ersten Teil des Animationsfilms – in die humorvolle Geschichte Botschaften verpackt, die gesamtgesellschaftliche Themen aufgreifen. In einer Welt, in der alle Tiere ihre Instinkte überwunden haben und friedlich zusammenleben, deckt die Hauptfigur als erste weibliche Polizistin eine Verschwörung auf. Durch gezielte Anschläge werden Tiere zu Bestien und die involvierte Bürgermeisterin (wohlgemerkt ein Schaf) nutzt das, um Vorurteile gegen Raubtiere zu schüren und gezielt Hetze zu betreiben. Eine durchdachte Allegorie, die Schlupflöcher für all jene lässt, die im Kinosaal Vergnügen und Entspannung suchen. Wer es also 2010 geschafft hat, nach „Toy Story 3“ fröhlich singend aus dem Kinosaal zu kommen, obwohl Barbie darin ganz nebenbei den Satz „Legitime Herrschaft definiert sich durch Gesetze, nicht durch Androhung von Gewalt!“ fallen ließ, wird auch 2025 problemlos in die heile und unpolitische Welt der Kinderfilme abtauchen können.

Mit dem Superman Sommer gegen die Sommerdepression

Der von der Lizenbranche wohl am heißesten erwartete Blockbuster 2025 ist der neue Superman. Warner Brothers hat nach bester Barbenheimer-Manier schon jetzt selbstbewusst den “Superman Sommer“ ausgerufen. Und was ist die Strategie gegen die von vielen Seiten ausgerufene Superhelden Fatigue? Superman muss wieder Spaß machen! Nach den bewusst sehr (thematisch, aber auch im Colorgrading) dunklen Superman-Filmen mit Henry Cavill in der Hauptrolle, schlüpft diesmal David Corenswet in das deutliche hellblauere Kostüm. Vielleicht ist ein Rebranding als Familienspaß genau der richtige Schachzug in diesen politisch aufgeladenen Zeiten? Und vielleicht ist es wirklich die viel geteaserte Rückkehr des Superdogs, welche den Kinos ihr Sommerbilanz retten kann?

Die Politik der Kunst

Darf Kunst und somit auch Kino als fiktionale Kunstform politisch sein? Sie darf. Filme bewegen sich zwischen künstlerischer Freiheit und politischer Erkenntnis. Sie haben ein besonderes Potenzial, weil sie viele Menschen zusammenbringen, die unterschiedlich auf die Gesellschaft blicken. Aus der Filmhistorie wissen wir: Auch die Enthaltung einer politischen Stellungnahme kann sich politisch einordnen lassen. Es darf also auch 2025 im Kino gelacht und geweint werden. Kleine Fluchten aus dem Alltag sind ausdrücklich erlaubt. Wenn im Kinosaal das Licht ausgeht, ist vieles möglich. 

Movie meets Merchandising

Natürlich soll man sich auch 2025 an spannenden Merchandise-Artikeln erfreuen. Bei vielen Filmen ist es ein Finanzierungsbaustein, wenn aus Figuren und Themen Produkte werden. Und oftmals sind es die hochfinanzierten und damit auch mit ordentlichem Werbebudget ausgestatteten Blockbuster, die ihren Produzenten im Nachgang in Form von Produkten noch Einnahmen bescheren. Ein Film soll schließlich nachwirken, auch oder gerade dann, wenn er zum Nachdenken angeregt hat. Kritisch wird es erst, wenn die Filmindustrie ihr Publikum unterschätzt. Denn Merchandising oder Licensing ohne spannendes Storytelling und geeignete Projektionsflächen sind am Ende nur bunte Logos auf Pullover gedruckt. 

Alle Blockbuster im Überblick

23.01.2025  Die drei ??? und der Karpatenhund
13.02.2025  Captain America: Brave New World 
06.03.2025  Dog Man: Wau gegen Miau
20.03.2025  Schneewittchen 
03.04.2025  A minecraft movie 
01.05.2025  Thunderbolts 
21.05.2025  Mission: Impossible – The Final Reckoning 
22.05.2025  Lilo und Stitch 
12.06.2025  Drachen Zähmen Leicht Gemacht 
26.06.2025  F1 
02.07.2025  Jurassic World Rebirth 
10.07.2025  Superman 
24.07.2025  Fantastic Four 
11.09.2025  Downton Abbey 3 
02.10.2025  Die Schule der magischen Tiere 4 
23.10.2025  Mortal Kombat 2 
30.10.2025  Pumuckl und das große Missverständnis 
13.11.2025  Die Unfassbaren 3 
27.11.2025  Zoomania 2 
17.12.2025  Avatar: Fire and Ash 
25.12.2025  Bibi Blocksberg 

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