Der Geist des Bauhaus in der Burg
Interview mit Ines Frömelt, HABA-Designerin
Von Ulrich Texter
Der „Geist“ des Bauhauses lebt(e) weiter: in Tel Aviv, Chicago, New York oder mit der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Auch nachdem das „Labor der Moderne“ wegen der Schließung des Bauhauses 1933 durch die Nationalsozialisten Geschichte wurde. Dessen ungeachtet hatte die DDR an der Kunsthochschule Halle weiterhin auf die Ideen der Schule gesetzt, wie HABA Designerin Ines Frömelt sagt.
Spielwarenmesse: Frau Frömelt, spielte der „Bauhaus-Stil“ in Ihrer Ausbildung zur Spielzeugdesignerin an der Hochschule Burg Giebichenstein eine Rolle?
Ines Frömelt: Die Burg kann man durchaus als Bauhaus-Standort im geistigen Sinne sehen. Nachdem Weimar schließen musste und das Bauhaus nach Dessau zog, wechselten zahlreiche Bauhäusler nach Halle, u.a. Gerhard Marcks und Marguerite Friedländer. Die Produkte vom Bauhaus als auch von der Burg beschritten gleichzeitig neue Wege mit ihrer Verbindung von Kunst, Handwerk und Formgebung, fanden Eingang in die industrielle Serienproduktion.
Spielwarenmesse: Welche Impulse hatte der Geist des Bauhauses auf die Lehre in Halle?
Ines Frömelt: In den 60ern entwickelte z.B. Lothar Zitzmann in der Lehre ein künstlerisches Grundlagenstudium und Gestaltungsregeln mit zeitgemäßer Wirkung, die ich als Studentin begeistert verinnerlichte und die meine Arbeit bis heute prägen. Sie sehen daran, dass das Grundlagenstudium an der Burg große Ähnlichkeiten mit dem Bauhaus-Vorkurs aufwies. Auch die Ausbildung im Fachbereich Spiel- und Lernmitteldesign richtete sich damals auf funktionales Spielzeug, weg von Kitsch und Klischees. Gleichzeitig wurde während der Ausbildung auch auf Emotionales und Illustratives geachtet.
Spielwarenmesse: Welchen Einfluss hat die legendäre Architektur-, Kunst- und Designschule heute noch auf das Design im Allgemeinen?
Ines Frömelt: Das Bauhaus bezeichnete man auch als Versuchslabor für die Gestaltung einer neuen Gesellschaft, eine Verbesserung der Alltagswelt und die Verbindung von Kunst und Technik für die serielle Massenproduktion. Diese mutige Avantgardebewegung aus Deutschland mit ihrer völlig neuen Denkweise wird bewundert, aber auch kritisiert. Es kommt darauf an, die verschiedenen Ansätze im Sinne unserer Zeit neu zu interpretieren.
Spielwarenmesse: Und beeinflusst das Bauhaus auch Ihre Arbeiten? Sehen wir Ihre neuen 3D-Legespiele könnte man glauben, das Bauhaus ist „back“!
Ines Frömelt: Das Design hat sich weiterentwickelt, aber viele Ideen und Gestaltungsgrundlagen des Bauhauses bleiben interessant. Beim Spiel geht es auch um Grundlagen der Elemente und Materialien, erstes Greifen und Bauen, Legen, Ordnen, Stapeln usw. Relativ einfache Steine stapeln ist immer eine Herausforderung für die Kleinen. Die 3D-Legespiele sind zum weiteren Experimentieren gedacht. Ob Spielgaben von Friedrich Fröbel, das Bauspielschiff von Alma Siedhoff-Buscher oder einfache Würfel – es bleibt immer die Frage, die Herausforderung, der spielerische Ansatz, was sich alles mit Klötzchen anfangen lässt.
Über den Autor
Ulrich Texter machte nach seinem Studium der Psychologie und Philosophie an der FU Berlin das Schreiben zum Beruf. Er hegt eine Vorliebe für Literatur, Jazz und Design. Seit über 20 Jahren begleitet er die Spielwarenindustrie als Chefredakteur für das Fachmagazin planet toys. Sein Faible für Design spürt man, wenn er den Blick auf kleine Schmuckstücke der Spielwarenbranche richtet. Getreu dem Motto „Wir können auch anders“ schafft er als ehrenamtlicher „Kulturimpresario“ mit dem Ostenfelder Leseherbst und den Kinderliteraturpreis „Schlossgeschichten“ kleine Kulturoasen in Bad Iburg.