Von Peter Budig

Wenn Alina Pförtner beruflich unterwegs ist, ist sie kaum zu erkennen: sie trägt märchenhafte Gewänder, verkleidet sich als Prinzessin, als Märchenfigur, perfekt inszeniert mit Perücke, Make-up und Accessoires. So präsentiert sie sich bei Einweihungen von Einkaufscentern, auf Kindergeburtstagen, Einschulungspartys, Weihnachtsmärkten, den Nürnberg Volksfesten oder an verkaufsoffenen Sonntagen.

Schon vor Beginn des Studiums hat sie ihr Unternehmen gegründet

Ein eigener Kopf, entschiedene Lebenseinstellungen und eine entwaffnende Offenheit – gepaart mit einem ansteckenden Lachen – die 21-jährige BWL-Studentin hat sich schon früh für ihren Weg entschieden. Für sie steht bereits fest, dass sie nach ihrer Bachelorarbeit und dem Abschluss des Studiums 2023 erst mal nicht weiter studiert und auch keine Jobbewerbungen schreibt. Sie nutzt dann die Zeit, um ganz und gar in ihrem jungen Unternehmen aufzugehen. Seit dem 4. September 2020, als sie ihren ersten bezahlten Auftrag hatte, als Schneekönigin, die einen Kindergeburtstag verzaubert, hat sie die Gagen in Kostüme investiert und ihr Geschäft ausgebaut. Inzwischen hat sie kleine Business-Inseln überall in Deutschland, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit perfekten Kostümen ausgestattet und Aufträge können praktisch überall kurzfristig bedient werden.

Die Prinzessinnen und Helden sind Archetypen, sie sprechen tiefsitzende Gefühle an

Nahezu jedes Mädchen zwischen 6 und 12 kennt Elsa, Prinzessin des Königreichs Arendelle und Anna, ihre kleine Schwester. Sie sind Märchengestalten, so wie Aschenputtel, Schneewittchen und Rapunzel. Und die Jungs schwärmen für Super- und Spiderman, für den Piraten Jack Sparrow … Die Figuren stammen aus den alten Märchen von Hans Christian Andersens oder der Gebrüder Grimm, andere sind Comicstars der amerikanischen Großverlage DC oder Marvel Entertainment. Früher oder später wurden sie von Walt Disney adaptiert und auf die große Leinwand gebracht. Zum männlichen Hero gehören seit alters auch die Prinzessin und die Königin, Frauen von zauberhafter Ausstrahlung, mit magischen Kräften und stets gibt es die Guten und die Bösen, Retterinnen und Verführerinnen. Ein ganzes Universum solcher Gestalten ist in Filmen, Märchen und Geschichten zu finden. Es sind menschliche Archetypen und ihre Wurzeln gründen im tiefsten Gefühl. Solche Wesen dienen als Inspiration für Alinas „Prinzessinnen und Superhelden“, und werden von ihr individuell umgesetzt.

Authentizität ist aufwändig: Die Kostüme, die Perücke, das Make-up kosten ein Vermögen

„Für mich ist dieser Beruf ein Traum, alles, was ich liebe, alle meine Leidenschaften kommen zusammen“, schwärmt Alina, und ihre Augen leuchten. Sie hat in der Schule Theater gespielt, war Mitglied der Cadolzburger Burgfestspiele, einer erfolgreichen Laiengruppe. Schon immer liebte sie Verkleidungen, sie ist eine brillante Stand-up-Geschichtenerzählerin. Mit Kindern zu plaudern und sie gleichzeitig zu schminken ist ihr ebenso geläufig, wie sich selbst mit Make-up zu verwandeln, in vollem Ornat zur Schneeprinzessin, Aschenputtel oder Meerjungfrau. „Das ist nicht irgendein aufregender Job, das ist eine ganz spezielle Aufgabe und das gilt auch für meine Mitstreiterinnen“, erklärt sie. Ihre Kostüme, es sind an die hundert insgesamt, ersteht sie im Fachhandel. Eine Freundin, geschickte Schneiderin, hilft beim Umnähen und Perfektionieren und sie selbst ist eine Meisterin im Veredeln von Kleidern durch Glitzersteine und Borten.

Ihre Helden und Prinzessinnen sind in ganz Deutschland verteilt

Das Magische, die Phantasie, das sind die eine Seite des Erfolges. Auch das Geschick im Umgang mit Kindern ist unerlässlich, ein Talent, das viel Gefühl für Menschen und Situationen erfordert. Ebenso gefragt ist allerdings die nüchterne Rechnerin, die geschickte Verhandlerin, die klare Ansprache an ihr Team. Gleich neben dem phantasievoll-begeisternden Mädchen wohnt die kluge Businessfrau, eine Betriebswirtin, die sich früh für die Verwaltung des Geschäfts mit dem „Party-Pro-Manager“, eine Profisoftware aus den USA angeschafft hat. „Ich lebe anders als Gleichaltrige. Ich habe wenig Interesse an Partys und Kneipen. Mein Freund und ich wohnen zusammen und ergänzen uns. Er studiert ebenfalls BWL, ist der nüchterne Part und unterstützt mich im Geschäft. Bei uns gibt es keine privaten Dramen. Auch meine Eltern stehen hinter mir, obwohl sie die Selbständigkeit anfangs als etwas unsicher empfanden.“ Ihre ersten Mitstreiterinnen waren ihre Schwestern und beste Freundinnen, ihr Partner gibt den Piraten Jack und früh begann sie, ein weit gesponnenes Netzwerk aufzubauen. Standorte in Nürnberg, Hamburg, Hannover, Rosenheim, München, Berlin, Köln, Siegen, Dortmund, Essen, Düsseldorf, Stuttgart, Freiburg, Rostock sind mit erprobten freien Mitarbeiterinnen besetzt und sehr viele leben in der Metropolregion Nürnberg. 

Sie begann kurz vor Corona und hat die Zwangspause gut genutzt

Kurz nach dem ersten Auftrag im Herbst 2020 kamen die strengen Corona-Einschränkungen, die niemand vorhersehen konnte. Alina Pförtner blieb unbeirrt, plante geduldig und als die Lockerungen kamen, war sie bereit, für den Andrang: „Seit dem Ende von Corona wollen die Leute das Besondere erleben und das können wir bieten“, lacht sie.

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Über den Autor

Peter Budig hat Evangelische Theologie, Geschichte und Politische Wissenschaften studiert. Er war als Journalist selbstständig, hat über zehn Jahre die Redaktion eines großen Anzeigenblattes in Nürnberg geleitet und war Redakteur der wunderbaren Nürnberger Abendzeitung. Seit 2014 ist er wieder selbstständig als Journalist, Buchautor und Texter. Storytelling ist in allen Belangen seine liebste Form.