Deutsche Quellensteuer: Ausländische Autoren verzweifeln

Ausländische Autoren müssen beim Bundeszentralamt für Finanzen eine Freistellung beantragen, damit der deutsche Verlag nicht gezwungen ist, die Honorarzahlung um 15 Prozent Quellensteuer (Abzugssteuer für Lizenzen) zu kürzen. Doch seit der Antrag digital eingereicht werden muss, werden die Bearbeitungszeiten extrem lang. Wartezeiten von bis zu 12 Monaten auf den Freistellungsbescheid sind an der Tagesordnung. So lange verzögern sich dann natürlich auch die Zahlungen. Für viele Autoren geht es um die Existenz, wenn sie bis zu 12 Monate auf ihre Honorare warten müssen.

Breites Bündnis von Verwertern 

Mittlerweile hat sich unter Federführung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ein breites Bündnis von Verwertern in Deutschland zusammengeschlossen, das die Problematik in einem Positionspapier ausführlich dargestellt und Vorschläge zur Lösung unterbreitet hat. Denn auch die Verlage und sonstigen Verwerter von Urheberrechten leiden unter dieser Situation. Da geht es einmal um bis zu sechsstellige Honorar- Rückstellungen sowie um den Imageverlust bei Urhebern im Ausland durch die deutsche Bürokratie. Das ist für die Verlage und für die gesamte Kultur- und Kreativwirtschaft geschäftsschädigend.

Uninformiertheit über gesetzliche Möglichkeiten bei Spieleverlagen

Bei den deutschen Spieleverlagen beobachten wir leider eine überwiegende Uninformiertheit über die gesetzlichen Möglichkeiten des schon bestehenden vereinfachten Verfahrens, in Einzelfällen aber auch ein Handeln wider besseren Wissens und damit zum Schaden der Autor*innen. Seit Anfang 2024 ist nämlich die jährliche Freigrenze von Honorarzahlungen ohne Freistellung von € 5.000 auf € 10.000 heraufgesetzt worden. Diese Summe dürfte in unserer Branche zumindest für die meisten Vorauszahlungen, aber auch für viele anschließende Lizenzzahlungen ausreichen. Diese Möglichkeit nehmen leider viele Spieleverlage nach wie vor nicht wahr.

Appell der Spiele-Autoren-Zunft (SAZ)

Die Spiele-Autoren-Zunft würde es sehr begrüßen, wenn sich auch die Spieleverlage aktiv an den Lobbybemühungen der übrigen Verwerter zur Beseitigung des Antragsstaus und an einer konstruktiven Lösung beim deutschen Bundeszentralamt für Steuern beteiligen würden. Außerdem bitten wir die Spieleverlage, die bisher die gesetzliche Freigrenze von € 10.000 für Vorschuss- und Honorarzahlungen nicht genutzt haben (siehe Punkt 5 des BZSt- Merkblatts), diese anzuwenden und ausstehende Zahlungen umgehend anzuweisen.

Die Spiele-Autoren-Zunft unterstützt die Forderungen aus dem o.g. Positionspapier der Verwerter von Urheberrechten sowie das entsprechende Papier des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) vom Juli 2023. 

Die SAZ fordert die Bundesregierung auf, die Umsetzung folgender Maßnahmen zu prüfen: 

a) die weitere Heraufsetzung der Freigrenze beim vereinfachten Verfahren ohne die Notwendigkeit eines Freistellungsantrags sowie 

b) die Vereinfachung des Freistellungsverfahrens, z.B. durch die einmalige Vergabe einer persönlichen Identifikationsnummer an Urheber im Ausland, um ständige neue Anträge auf Freistellung, deren individuelle Prüfung sowie das Verlängerungsprozedere zu vermeiden. 

Dies wäre auch ein wesentlicher Beitrag zum Bürokratieabbau bei einer ohnehin schon überlasteten Behörde und zur Umsetzung des Koalitionsvertrags der deutschen Bundesregierung, der sich die Digitalisierung und Entbürokratisierung der Steuerverwaltung zum Ziel gesetzt hat.

Über die Spiele-Autoren-Zunft 

Die Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) ist der Interessen- und Berufsverband der Spieleautor*innen mit 700 Mitgliedern, davon haben fast 200 Mitglieder ihren Wohnsitz nicht in Deutschland und sind neben vielen anderen Autor*innen im Ausland, die in Deutschland publizieren, von der zuvor beschriebenen Problematik direkt betroffen.

www.spieleautorenzunft.de