Von Sabine Gauditz

Die Einzelhandelsgeschäfte, die von Menschen mit Leidenschaft fürs Verkaufen geführt werden, bilden die Höhepunkte einer Einkaufsstraße. Wer sich auf die Suche nach unabhängigen Einzelhandelskonzepten begibt, wird in den Innenstädten mit Fachkompetenz und einem kuratierten Sortiment belohnt. 

Einer dieser wunderbaren Läden ist das Spielwarengeschäft Domino in Hamburg, im quirligen Stadtteil Eppendorf. Es gibt den Laden seit über 40 Jahren, inzwischen schon in der zweiten Familiengeneration. Gemeinsam, mit ganz viel Herzblut und guter Laune, wirkt hier das Mutter-Tochter-Dream-Team Christa Faust und Sandra Faust mit ihrem Team. Domino ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Einzelhandel im Jahr 2024 – allen Problemen zum Trotz – funktionieren kann. 

Wir haben Lust auf Kunden

Diese Aussage von Sandra Faust ist ein Alleinstellungsmerkmal des Spielzeugladens. Wer das Geschäft betritt, spürt sofort die positive Energie. Die Inhaberin und das Team „mögen Menschen“ und haben Spaß bei der Arbeit – ja, das gibt es wirklich noch. Christa Faust erzählt, dass sie seit 1977 jeden Morgen das Spielwarengeschäft mit: „Guten Morgen, schönes Geschäft, ich freue mich, heute hier zu sein“ begrüßt.

Beratung wird hier großgeschrieben, und über den Verkauf hinaus gibt es praktische Tipps aus dem eigenen reichen Erfahrungsschatz, wie sich z. B. der noch so stressige Kindergeburtstag gestalten lässt oder was man als Ersatz für den Holzstab der Laternen (der leider ausverkauft ist) nimmt. Bei Domino werden große und kleine Kunden herzlich willkommen geheißen und Geschenke liebevoll verpackt. Und zwar auch, wenn der Bon nicht mehrere hundert Euro beträgt, sondern das Geschenk vom Taschengeld gekauft wurde. 

Alle an Bord

Ganz hohe Priorität für Frau Faust hat das Teamwork. Es ist wichtig, dass alle mit im Boot sind und ihre Gedanken mit einbringen, sagt sie. Ob es sich um neue Posts auf Instagram handelt oder Ideen für Events oder den Verkaufsraum gesucht werden – gemeinsam hat man erstens mehr Spaß und kommt zweitens zu einer größeren Bandbreite an Umsetzungsmöglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen. 

Frequenz schaffen

Wer in seinem Geschäft sitzt, gestresst ist und Trübsal bläst, strahlt negative Energie aus. Deshalb ist das Credo von Sandra und Christa Faust: Wenn wenige Kunden kommen, muss man sich seine Kundenfrequenz eben schaffen. An ruhigen Tagen gilt es, die Zeit zu nutzen, um neue verkaufsaktive Ideen zu kreieren. Wie könnte man z.B. Arztpraxen und Kitas als neue Kunden gewinnen, oder wie wäre es mit einem Ferienevent vor dem Spielwarengeschäft oder einer Veranstaltung zum Kindertag? Und Schwups, schon kommt die positive Energie: Das Team stürzt sich mit Feuereifer in die Planung, und weil alle beim Brainstorming so viel Spaß haben, wird gleich noch eine Polonaise durchs Geschäft für den Instagram-Post gedreht.

Appetithappen & Treffpunkt

Die Schaufenster sind für Christa und Sandra Faust ein extrem wichtiges Marketinginstrument und die Inszenierung zeigt immer viel Liebe zum Detail. Das ist beiden wichtig! Die Fenster werden regelmäßig alle zwei bis drei Wochen neu dekoriert, damit sie stets aktuell sind. Sie sind die Appetithappen, die „Lust auf mehr“ und auch auf einen Besuch im Geschäft machen. In der Nachbarschaft sind die Schaufenster inzwischen ein beliebter Treffpunkt von Eltern mit Kindern für einen kleinen Plausch. Denn während sich die Eltern unterhalten, gibt es für den Nachwuchs allerlei im Schaufenster zu entdecken und somit wenig ungeduldiges Gequengel. 

Die Gestaltung geht im Geschäft weiter. Auch hier werden in den Regalen und auf den Tischen visuelle Geschichten erzählt. Themenwelten laden zum Stöbern und Entdecken ein. Damit es dem Auge der Kunden bei der Vielzahl bunter Produkte und Verpackungen nicht zu viel wird, gibt es bewusst eingeplante Ruhepunkte mit ruhigeren Farben und klarer Struktur. 

Messebesuche beflügeln

Die Kunden, die ins Geschäft kommen, suchen Anregungen und Problemlösungen – und möchten besondere Produkte entdecken. Das Kaufverhalten hat sich verändert: Große Spielsachen bestellt die Kundschaft lieber irgendwo online und lässt sie sich bequem (und zum günstigsten Preis) nach Hause liefern. „Natürlich muss man die bekannten Marken trotzdem im Geschäft haben, um Kompetenz zu zeigen“, sagt Sandra Faust. „Aber ein individuelles Sortiment, besondere Produkte und Neuheiten sind die Säulen für positive Umsätze.“ Für sie sind Messebesuche und Vertreterbesuche sehr wichtig, um neue Trends und Lieferanten zu entdecken. Ein Messetag bringt ihr frische Impulse und lässt sie mit neuem Schwung ins eigene Geschäft zurückkehren. 

Das Spielwarengeschäft in Eppendorf ist eine Oase voll guter Laune und immer offen für neue Ideen. Sandra und Christa Faust werfen gerne einen Blick über den Tellerrand. Sie nutzen Inhouse Beratungen gegen Betriebsblindheit und setzen neue Erkenntnisse auch direkt um. Kleine Impulse sind immer willkommen und werden sofort ausprobiert, damit auch zukünftig kleine und große Kunden ein rundum richtig schönes Einkaufserlebnis haben. 

Über die Autorin

Sabine Gauditz ist Expertin für visuelles Marketing im Handel. Für unterschiedliche Branchen konzipiert und arrangiert sie seit 1986 verkaufsaktive Warenpräsentationen und gestaltet das Ambiente von Verkaufsräumen neu. Die Beratungsfirma für visuelles Marketing, Arte Perfectum, gründete sie 2002 gemeinsam mit Hans Schmidt. Seitdem leitet sie Seminare und Workshops und bietet Inhouse-Beratungen an.