Kult-Klassiker mit Kick: 100 Jahre Tipp-Kick

Tischfußball im Retro-Look: Die beste Liga aller Zeiten

Von Sibylle Dorndorf

Es soll Manager geben, die sich ein Tipp-Kick auf den Schreibtisch stellen. Als Motivations-Kick, gegen Durchhänger, fürs Brainstorming. Aber nicht nur als Office-Game ist der Kult-Klassiker angesagter denn je: Auch als Gegenpol zu Handy, Playstation und anderen Spielekonsolen ist Tipp-Kick im Spiel. Völlig analog, genial einfach und mindestens ebenso cool wie eh und je.

Die spannende Geschichte von Tipp-Kick

2 Freunde müsst Ihr sein

Es gibt kaum ein Spiel, das – wie Tipp-Kick – Generationen verbinden und Grenzen überwinden kann. So wie Fußball Nationen und Kulturen zusammenbringt, schafft auch Tipp-Kick ein Wir-Gefühl in multi-kulturellen Gesellschaften und korrespondiert in einer Sprache, die überall verstanden wird.

Anstoß

1924 entwickelte Edwin Mieg eine – aus heutiger Sicht – geniale Spielidee zur Marktreife. Im Spiel: Rutschfester Filz der Größe 107,5 Zentimeter x 71,5 Zentimeter, ein Spieler, ein Torwart. 1926 stellte der Unternehmer eine der ersten Versionen von Tipp-Kick mangels eines Messestandes auf der Eingangstreppe zur Leipziger Frühjahrsmesse vor. Denn vor dem zweiten Weltkrieg bot die Mustermesse den umfangreichsten Überblick an Spielwarenneuheiten.

Schaffe, schaffe …  

1938 ließ Edwin Mieg ein Fabrikgebäude in Schwenningen am Neckar errichten. Die Kicker aus Zink wurden nun in der eigenen Fabrik gegossen. Nach Edwin Miegs Tod im Jahr 1948 übernahmen seine Söhne Peter und Hansjörg die Firma. Das Spiel blieb bis in die 50-er Jahre unverändert.

Wunder von Bern 

„Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten“ – Trainerlegende Sepp Herberger wusste, wovon er sprach. Er führte die deutsche Elf 1954 zur Weltmeisterschaft. Das Wunder von Bern setzte auch für die Firma Tipp-Kick Marken: Die Verkaufszahlen schnellten nach oben: 180.000 Spiele gingen über die Theken. Der Durchbruch für Deutschlands kleinste Spielzeugfabrik.

Torlegende

Im Jahr 1967 wurde ein junger Fußballspieler auf der Tipp-Kick Verpackung abgebildet. Für 1.000 DM Honorar erhielt die Firma Mieg die Rechte am Namen und an der Abbildung der späteren Torlegende Gerd Müller.

Gute Zeiten – schlechte Zeiten

Der Bundesligaskandal in den 70-er Jahren führte zu einem Einbruch der Verkaufszahlen und auch das schlechte Abschneiden der deutschen Nationalelf bei den Weltmeisterschaften 1978 in Argentinien und 1994 in den USA wirkten sich negativ auf die Jahresbilanzen aus. 

Werbe-wirksam 

Ende der 1990-er entstand in der Wirtschaft ein neuer Trend und damit ein für die Firma neues, lukratives Geschäftsfeld: Tipp-Kick Spiele werden vermehrt von Firmen als Werbegeschenke eingesetzt. Dieser Trend wurde durch die Perspektive der WM 2006 noch verstärkt.

Immer am Ball 

Ein Klassiker seit 1924 und bei der ersten Fußballweltmeisterschaft im Jahre 1930 bereits sechs Jahre auf dem Markt, lässt sich Tipp-Kick bei Fußball-Großereignissen gern etwas Spezielles einfallen. Bei der Heim-WM 2006 tauchten überdimensionale Tipp-Kick Figuren im Umfeld sowie auch an den Flughäfen auf.

Dritte Generation 

Tipp-Kick erobert die deutschsprachigen Länder. Das Unternehmen wird seit den 1990-er Jahren von den Cousins Mathias und Jochen Mieg, geführt. 

Frauen vor, noch ein Tor

Zur Frauen Fußball-WM 2011 in Deutschland lief die erste weibliche Spielerin aufs Feld.

Familienbande

Zwischen 2018 und 2024 gab es mehrere Übernahmeangebote anderer Spielwarenhersteller. Mathias und Jochen Mieg lehnten ab. Die Tipp-Kick-Geschichte wird interfamiliär weitergeschrieben. Die vierte Generation steht in den Startlöchern. 

Die ausführliche Unternehmensgeschichte: https://www.tipp-kick.de/Geschichte/

Einwurf: Mehr zu Tipp-Kick

Wie Sie sich mit Tipp-Kick die EM ins Wohnzimmer holen können und was sie über den Kult-Klassiker noch nicht wussten, erfahren Sie in hier im Gespräch mit Fritz Frank (DFB) und Mathias Mieg (Tipp-Kick).

Zum Interview

Über die Autorin Sibylle Dorndorf 

Sibylle Dorndorf schreibt seit fast 30 Jahren über die Spielwarenbranche, zuletzt war die Journalistin Chefredakteurin der TOYS-Magazinfamilie im Göller Verlag, Baden-Baden. Ihre Passion: Unternehmen, die sich neu erfinden, Marken, die sich glaubwürdig positionieren, Menschen, die etwas zu sagen haben und Produkte mit Zukunft. 

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