
Spieleneuheiten 2025 aus aller Welt
Verlage überraschen in Nürnberg mit Ideenvielfalt
Von Peter Neugebauer
Verleger aus allen Kontinenten stellen ihre Neuheiten auf der Weltleitmesse vor und hoffen zusätzlich auf Kooperationen mit Vertriebspartnern für fremde Märkte. Gerade der deutsche Markt ist mit seinem vielschichtigen Potpourri an Angeboten wie auch einer großen Schar an spieleinteressierten Käufern begehrt. Wie es die Vergangenheit gezeigt hat, sind solche Verlagskooperationen gang und gäbe. Auch manche aktuelle Neuheit wird lokalisiert seinen Weg in die hiesigen Spielstuben finden.
Für Kids und Senioren

Aquarien gestalten. Der armenische Verlag Red Cat hat mit „Fit the Fishes“ ein bemerkenswertes Kinderspiel entwickelt. Jeder bekommt ein Blatt Papier, das einen sandigen Boden mit hellblauem Wasserhintergrund zeigt. Das ist das eigene zu füllende Aquarium. Nach Würfelwurf werden Schablonen gewählt, um das Wasserbassin mit Fischen, Fischfutter oder auch Pflanzen zu bestücken. Die Schablonen werden aufgelegt und die Umrisse eingezeichnet. Kommen mehr Fische oder gar Schildkröten hinzu, wird der Platz enger und die Aufgabe schwieriger. Das passend zu arrangieren, ist eine kindgerechte Aufgabe. Buntstifte liegen bei, um die Bewohner des fertigen Aquariums noch auszumalen.

Kleine Professoren. Der israelische Anbieter The Purple Cow hat nichts mit süßer Schokolade zu tun. Vielmehr konzentriert sich diese Lila Kuh auf kompakte wissenschaftliche Boxen. Kindern werden unterschiedliche Experimente offeriert und sie somit an erste naturwissenschaftliche Gesetze herangeführt. Das dringend benötigte MINT-Wissen wird spielerisch vorbereitet. Treffend ist die Linie mit „Einstein“ gelabelt. „Science Kit – Magnetic Wonder“ legt die Aufmerksamkeit auf Magnetismus. Es wird ein Kompass gebastelt oder sich mit Elektromagnetismus beschäftigt, uvm. Ein Dutzend Experimente und in Summe 15 dieser Metall-Boxen gehören zum Portfolio.

Faszination Unterwasserwelt. In „Giant Squid“ von MindWare tauchen die Spieler ab ins Dunkelblau der Tiefsee. Der Riesenkrake ist das Ziel aller. Aber es lassen sich noch andere faszinierende Tiere entdecken. Begegnungen mit Delfinen, Schildkröten, Mantarochen und manch anderen sind möglich. Die Spieler sammeln ihre Begegnungen als Einzelkärtchen oder hoffen auf mehrere Plättchen, die den großen Kraken komplettieren. Mit etwas Memory und strategischer Überlegung kommen die Unterwasser-Abenteurer ihrem Ziel näher. Viele Informationen über das Setting werten das Spiel als Lernangebot für kleine Freunde exotischer Wasserwelten auf.

Puzzeln neu interpretiert. Die „Magnetic Puzzles“ von Wood-e aus Belgien bestehen lediglich aus 49 Puzzleteilen. Sie müssen zu einem 7x7-Raster zusammengesetzt werden. Natürlich orientiert sich jeder an dem Motiv. Zusätzlich gibt es ein Gimmick. Da die Puzzelteile magnetisch aufgeladen sind, können sie mit einem kleinen Heber aufgenommen und passgenau ins Bild gebracht werden. Der Untergrund mit Rahmen hilft bei der magnetischen Fixierung des Puzzles. Damit ist die Zielgruppe angesprochen. Senioren mit sich verlierender Feinmotorik bekommen Hilfe. Das zusätzlich zum Motiv noch informative Sachinormationen geboten werden, wertet dieses Produkt noch einmal auf.
Für Familien

Wimmelbilder erforschen. Horrible Guild ist ein italienischer Brettspiele-Verlag. Mit „Spotlight“ haben sie eine recht neue Idee für Familien mit auch jüngeren Kindern im aktuellen Programm. Ein Wimmelbild mit Stadtszenerie liegt als Folienbild auf einem schwarzen Hintergrund. So lässt sich kaum etwas identifizieren. Das wird anders, wenn ein weißer Punkt, quasi als Lichtstrahl einer Taschenlampe, zwischen Folienbild und Background geschoben wird. Jetzt sind Details im weißen Kreis zu erkennen. Die Suche beginnt: nach einem Globus, einer Kuh, einer Mumie, etc. Das alles unter Zeitdruck, entweder kooperativ miteinander oder auch in Konkurrenz gegeneinander. Toll!

Grabräuber unterwegs. „Spy Guy Pyramid“ von Trefl aus Polen ist ein Räuber-und-Gendarm-Wettlauf. In einer Pyramide werden wertvolle Schätze vermutet. Die Diebesbande ist schon unterwegs. Allerdings bilden die Spieler eine Detektivgruppe und versuchen gemeinsam, den Bösewicht rechtzeitig zu stellen. Die große und mit aufgeklapptem Pharaonengrab dreidimensionale Spielfläche muss erforscht werden. Es gilt, nach Karten-Vorgabe Details herauszufiltern. Die Fähigkeit, gut zu beobachten, ist äußerst nützlich. Erschwerend kommt hinzu, dass nach der Entdeckung von Hinweisen andere verschwinden. Bewegliche Bretteile sorgen für diesen Effekt. Mit Adleraugen gelingt aber der Erfolg!

Erde, Feuer, Wasser, Luft. Das Spiel mit den Elementen ist nicht ganz neu. Es wird in „Pfad der Elemente“ bei magellan, einem noch jungen deutschen Spieleverlag, erneut aufgegriffen. Ziel ist es, den aus Sechsecken bestehenden Pfad optimal zu arrangieren. Dabei müssen die Elementargeister gerufen und in den eigenen Weg gelockt werden und zwar an vorgegebene Orte. Gehorchen sie dem Spieler, verleihen sie ihm Macht, um Anführer zu werden. Eine Mischung aus Erinnern und strategischer Entscheidung wird verlangt. Das fordert die Spieler auf unterschiedlichen Ebenen. Dass auch Ältere angesprochen werden, liegt an den ansprechenden, esoterisch anmutenden Illustrationen.
Für ältere Spieler

Wandern in der Natur. Die Franzosen von Bombyx laden in „Refuge“ zum Walk durch Wald und Feld. Jeder schnuppert frische Luft und hofft auf Begegnung mit seltenen Tieren. Am Horizont ziehen Gewitterwolken auf. Plötzlich ist das Unwetter schneller da als erhofft. Was zunächst als Spaziergang in freier Natur beginnt, wird zum Wettlauf zur rettenden Schutzhütte. Es ist dieses Timing, das auch im Spiel verlangt wird. Wer sich zu spät in Sicherheit bringt, wird verlieren. Mit einem feinen Bag-Building-Mechanismus zieht jeder seine Kärtchen aus dem Säckchen in der Hoffnung, dass alles seine Schönheit bewahrt. Nur, die dräuenden Wolken, Blitz und Donner vermasseln den Tag.

Angekommen in der Moderne. Es war eine Frage der Zeit, bis das Thema „Influencer“ in einem analogen Spiel aufgegriffen wird. Die Dänen von danspil haben mit „Subscribe!“ jetzt diesen Zeitgeist in einem Brettspiel eingefangen. Die Spieler verstehen sich als YouTuber und sammeln für den eigenen Kanal fleißig Follower. Und wie immer gibt es Auszeichnungen, wenn genügend Abonnenten unterschrieben (vgl. Titel) haben. Von Silber über Gold bis zu Diamant geht das Ranking. Mit kleinen Spielereien, die online in der dazugehörigen App oder auch offline am Spielbrett gezockt werden, generieren alle ihren Fortschritt. Schließlich hat einer das höchste Level erreicht. Er ist der Gewinner.

Im Dschungel Südamerikas. Hier lockt per se Abenteuer. In einem Urwald-Tempel gilt es, verschollene Schätze zu entdecken. Ein klassisches Abenteuer-Szenario. „Pyramido – Forgotten Treasures“ von Synapses Games aus Kanada greift auf einen bekannten Mechanismus zurück. Dominosteine mit zwei Farbelementen werden zu möglichst gleichen Flächen ausgelegt. Damit wird der Tempel gefertigt, auch auf verschiedenen Ebenen. Zusätzlich dürfen Juwelen ausgewählt werden. Mit denen aktiviert jeder eigene Farbflächen, um zu werten. Die ansprechende Cover-Grafik wird beim Material nicht aufgegriffen. Der leicht zugängliche strategische Ansatz kompensiert das aber.
Über den Autor
Peter Neugebauer ist ein „Spielkind“ durch und durch. In früher Kindheit wurde er durch seine Eltern ans Brettspiel herangeführt. Spiele als Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk waren obligatorisch und stets gern gesehen. Er hörte auch während des Studiums oder während seiner Berufsjahre nicht auf zu spielen. Schon früh rezensierte er Neuheiten, zunächst in reinen Fachzeitschriften, dann auch in Tageszeitungen und seit fast 40 Jahren in Branchenmagazinen. Ohne Spielen geht’s bei ihm nicht.