Spielwarenmesse 2023: Ich war dabei! Teil 1

Wer sind die Menschen, die sich für die Spielwarenbranche begeistern und die Spielwarenmesse zur Veranstaltung des Jahres machen? Was wollten sie auf der Spielwarenmesse 2023 in Nürnberg entdecken? Begegnen Sie Ihnen in unseren Besucherportraits, die Peter Budig für uns eingefangen hat.

Hani Omilani lebt mit ihrer Familie in Lagos. Sie führt dort das „Tinko Toys“ Spielwarengeschäft, den Webstore und einen Kunsthandel namens „Lasmara“. Foto: © Peter Budig

Hani Omilani, Spielwarenhändlerin aus Lagos

Hani Omilani ist in Frankfurt am Main großgeworden. Sie hat in Großbritannien Schulen und die Universität besucht (Master International Business) und lebt mit ihrer Familie in Lagos, der größten Stadt Nigerias mit über 14 Mio. Einwohnern. Hier führt sie seit gut zwei Jahren ihren eigenen Spielwaren-, Fashion und Geschenkartikelladen „Tinko Toys“. Sie verkauft an Ladenkunden und liefert auch an Händler. Der Laden war bereits unter dem Namen „Going Bananas Lagos“ mit hochwertigem, meist aus Frankreich stammendem Spielzeug eingeführt, als sie ihn übernahm. Sie hat ihn um einen Online-Shop erweitert und will nun das Sortiment mit hochwertigem Spielzeug – vor allem aus Deutschland – ergänzen. Omilani ist zum ersten Mal in Nürnberg. „Lagos ist ein riesiger Markt für Spielzeug. Es gibt unglaublich viele Kinder. Und die Nigerianer lieben es, Kinder zu beschenken. Spielwaren gibt es aber praktisch nur auf den Straßenmärkten und dort meist billige Plastikware. Mein Angebot ist einzigartig und sehr nachgefragt. Ich glaube, der Markt ist längst nicht ausgeschöpft.“

Ariane Bernecker hat ihre Kollegin und Mitarbeiterin Petra Dülfer nach Nürnberg mitgebracht. Foto: © Peter Budig

Ariane Bernecker, Spielwarenhändlerin aus Göttingen 

Ariane Bernecker besitzt einen Master in Geografie. Mitten im Bewerbungsprozess für relevante Stellen „hat mich Frau Adler vom Drachenladen in Göttingen angesprochen, ob ich nicht ihr Geschäft übernehmen möchte“, erzählt sie lachend. Dort hatte sie während des Studiums nebenbei ausgeholfen, nun ist sie seit vier Jahren Inhaberin des 1984 gegründeten Fachgeschäfts. Schon vor ihrer Übernahme wurde das Sortiment von Drachen und akrobatischen Geräten auf Spielzeug und Brettspiele erweitert. Wir treffen sie am Stand „Living Puppets“ beim Ausprobieren der riesigen Handpuppen. „Die werden sehr gut gekauft, von Lehrern, Coaches, Therapeuten und natürlich Familien mit Kindern“, erläutert sie. Auf der Spielwarenmesse gewinnt sie sowohl den Marktüberblick, sichtet Neuheiten und tätigt Geschäftsabschlüsse.

Vater und Sohn, namens Oliver Forrer aus St. Gallen in der Schweiz. Foto: © Peter Budig

Oliver Forrer und Oliver Forrer, Großhändler aus St. Gallen 

Ein Familienausflug: Vater und Sohn, beide heißen Oliver Forrer sind mit Ehefrau und Schwester angereist. Sie haben zwei Unternehmungen in St. Gallen – einen Großhandel für Werbeartikel und Spielwaren „creanorm polypins“ und ein Spezialgeschäft für Modelleisenbahnartikel, Reparatur etc. namens ZUBA TECH. Der Vater ist Stammgast auf der Spielwarenmesse und freut sich an diesem Donnerstagabend über zwei neue Kontakte: „Wir hatten Nachholbedarf im Plüschtierbereich und haben einen sehr guten Produzenten gefunden und einen Händler mit einer Auswahl besonders schöner Puppen. Die Messe ist unersetzlich für uns, seit 15 Jahren“, so der Senior.

Die Messe macht‘s möglich: Karin Falkenberg ergänzt die Drachensammlung des Spielzeugmuseums in Nürnberg. Foto: Spielwarenmesse

Prof. Karin Falkenberg, Leiterin des Spielzeugmuseums in Nürnberg

Karin Falkenberg leitet das Nürnberger Spielzeugmuseum, es ist mit einem Stand auf der Messe vertreten. Die Direktorin selbst ist außerdem an allen Messetagen in den Hallen unterwegs. Sie lässt ihrer Begeisterung freien Lauf: „Hier geschieht etwas, was man nicht absichtsvoll herstellen kann: Das Kulturgut Spiel und die Handelsware Spielzeug treffen aufeinander und erzeugen einen ungeplanten Mehrwert. Diese Energie gibt dem Zufall freien Raum und so kommt es zu überraschenden Begegnungen und einem Austausch von höchster Qualität. Es ist wunderbar.“

Tobias Wagner und seine Mitarbeiterin Dana Walm vom Spielzeug-Paradies Wagner aus Bochum. Foto: © Peter Budig

Tobias Wagner, Spielwarenhändler aus Bochum 

Tobias Wagner und seine Mitarbeiterin Dana Walm feiern am Donnerstagabend bei der „RedNight“, dem Branchenevent der Spielwarenmesse, auf dem Stand von Schmidt Spiele. Gemeinsam durchforsten sie die Hallen für das „Spielzeug-Paradies Wagner“ am Dr.-Ruer-Platz in Bochum mit über 1.000 qm Ladenfläche. Das Geschäft existiert in zweiter Generation, seit 20 Jahren. Lange war es auf Eisenbahnen und Plastikmodellbau spezialisiert. Zuletzt umfasst das Sortiment auch andere Spielwaren und wertige Brettspiele von kleineren Verlagen. „Wir sind hier gut durchgetaktet, haben alle Stunde einen anderen Termin, die ganzen fünf Tage lang“, so Tobias Wagner. „Mir ist aufgefallen, dass nach Corona die Menschen offener sind, und dass sie die Möglichkeit zum Austausch mehr zu schätzen wissen“, fügt Dana Walm an. Obwohl sie wenig Zeit haben, nutzen sie den Messerundgang auch, um ihrer Leidenschaft für Spielwaren weitere Nahrung zu geben: „Ein Spielwarengeschäft ist nicht irgendetwas zum Geld verdienen, man macht das, weil man es liebt. Hier kann ich die Neuheiten mal richtig in die Hand nehmen, ausprobieren oder mit einem Spieleautor sprechen, das Erlebnis gibt es nicht auf Social Media“, sagt Wagner, schon im Gehen. 

Hanneke van Willigenburg bleibt fünf Tage in Nürnberg auf der Messe. Foto: © Peter Budig

Hanneke van Willigenborg, Lizenzagentin aus Amsterdam

Hanneke van Willigenborg vertritt für die dänische Firma „Nordic Licensing“ Lizenzen der US-Firmen Warner Bros. und Mattel. Die Betriebswirtin kommt aus ihrem Büro in Amsterdam nach Nürnberg. Hier trifft sie alle ihre relevanten Kunden, Lizenznehmer und Reseller aus Nordeuropa und Belgien, mit denen sie vorab Termine vereinbart hat. Sie bleibt während der ganzen Spielwarenmesse hier. Die wenigen terminfreien Zeiten nutzt sie, um sich einen allgemeinen Überblick über den Markt und relevante Brands zu verschaffen.

 

Heinrich Roskothen aus Duisburg zelebriert „Die Kunst zu spielen“. Foto: © Peter Budig

Heinrich Roskothen, Spielwarenhändler aus Duisburg

Heinrich Roskothen mit seinem Duisburger Spielwarengeschäft „Die Kunst zu spielen“ ist eine Legende der Spielwarenbranche. Den Laden gibt es seit 1879, er selbst führt ihn als Familienmitglied seit 25 Jahren. Auf der Homepage steht warum. DIE KUNST ZU SPIELEN: „Wenn du als Architekt Weltwunder erschaffen oder als Raumfahrer Galaxien erkunden möchtest, wenn du der Frosch oder die Prinzessin sein willst, wenn du aus Schokolade Schlösser bauen und mit Feuer Grüße in den Himmel schicken möchtest, wenn du als Kleiner ein Riese und als Großer wieder ein Kind sein möchtest, dann bist du bei uns genau richtig. Born to be Child.“ Sie sind die Brettspielexperten, gerade für ausgefallene Spiele, kleine Verlage; haben das Sortiment aber erweitert auf Kochbücher, Kochaccessoires, schöne Dinge zum Verschenken. „Ich bin Jahrgang 1965, war mit 14 Jahren das erste Mal in Nürnberg auf der Messe. Damals zu jung, sie mussten mich reinschmuggeln, erzählt Roskothen. „Diese Messe ist nach wie vor das große Get-together der Spielwarenbranche“, sagt er. „Hier trifft man alle und hält Kontakt. Außerdem kann man sich herrlich inspirieren lassen und Ideen aufnehmen für Neues. So ein Laden lebt auch vom Überraschenden“, zieht er persönlich Messe-Bilanz.

Sophie und Ulrich Schädler finden, dass die Spielwarenmesse Emotionen freisetzt. Foto: privat

Prof. Ulrich Schädler, Leiter des Schweizer Spiele Museums aus La Tour-de-Peilz 

Der promovierte Archäologe Ulrich Schädler leitet seit 2002 das Schweizer Spiel Museum (Musée du Jeu) – ein einzigartiges Haus: Dieses reine Spiele-Museum (kein Spielzeug) befindet sich in einem Schloss aus dem 13. Jahrhundert in der 12.000-Einwohner Gemeinde La Tour-de-Peilz direkt am Nordostufer des Genfer Sees mit einem paradiesischen Ausblick auf den See. Seit ca. 2006 ist er regelmäßiger Gast auf der Spielewarenmesse. „Ein Museumsmacher muss natürlich sein Netzwerk pflegen, gerade wenn er, wie ich, seit Studentenzeiten eng mit der Spielszene verbunden ist. Das gelingt hier vorzüglich. Ganz pragmatisch schaue ich mich um, was man noch ergänzend für unseren Museumsshop verwenden könnte und ich glaube auch, fündig geworden zu sein“, so lautet sein persönlicher Erfahrungsbericht.

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